Commodore C16 System

  • Grüß euch,


    hier möchte ich euch meinen tollen Commodore C16 Heimcomputer vorstellen. Wie vielleicht einige wissen ist dieser C16 unter der Führung von Jack Tramiels entstanden, bevor er die Firma Commodore damals verlassen hatte. Leider hatte sich der Rechner zum damaligen Releasezeitpunkt eher als Flop herausgestellt aber die Werte dieses Heimcomputers brauchen sich überhaupt nicht verstecken! Zu seiner Releasezeit so um ca. 1985 gab es nämlich zusätzlich zu dem Commodore 64 eben schon auch den Amiga 500 aber trotzdem wurde der C16 gut verkauft. Von der Hardware her könnte man meinen, dass der C16 eigentlich besser war als der C64 aber nur im Hinblick auf die CPU Geschwindigkeit. Die großen Unterschiede zum C64 wird in einem neuen Blockabsatz besprochen. Der C16 hatte quasi schon einen Non-Turbo/Turbo Modus! Im normalen Modus läuft die CPU, die übrigens eine MOS 8501 (7501) ist mit 0,85 MHz und im Turbo Modus mit 1,76 MHz (!) Somit ist diese CPU eine verbesserte Version des MOS 6510, der im C64 verbaut wurde. Übrigens hat der C16 16 kByte RAM, was ihm auch den Namen C16 einbrachte.


    Der C16 war als direkte Konkurrenz zum damaligen Sinclair Spectrum gedacht und daraus baute Commodore ein paar verschiedene Rechner der 264-Serie. Nun werden sich einige denken, ja was ist den nun mit den C16 Leistungswerten gegenüber einem C64 und warum hat dieser nur 16 kByte RAM?


    Ganz einfach:


    Der C16 sollte am günstigsten produziert werden und so entschloss sich Commodore eine leicht veränderte C64-Tastatur zu verwenden und ein Brotkasten-Gehäuse im Stil vom C64. Die Hauptplatine ist aber wirklich sehr klein geraten sodass, wenn man den C16 öffnet ein riesen Loch vorfindet :D Jeder sollte seinen C16 komplett öffnen und ja sogar das Siegel sollte zerstört werden! Ihr denkt euch sicher, warum denn? Ich möchte doch alles Original haben! Auch mein Siegel habe ich zerstört. Ihr wird denken, warum denn blos, ... warum, ... der Darius hat doch nicht mehr alle seine Blitze beisammen, ...


    :smiley_emoticons_frankenstein_lol


    Und ihr habt Recht:
    :-Darius
    :mrgreen


    Ein großes Manko ist leider die Kühlung der Custom-Chips im C16! Commodore hat nämlich ein großes IC entwickelt und produziert, was sich der TED-Chip nennt. Normale Zungen sagen, dass ist ein Text Editor Device. Böse Zungen sagen, dass wäre ein Tramiel Editor Device :D R.I.P. Jack Tramiel! Nun zur Schattenseite des TEDs: Dieser Multi-Purpose-Chip wird nämlich zu Heiß! Hier ist es zwingend notwendig und äußerst wichtig den TED mit einem Kühlkörper und Wärmeleitpaste zu versehen um hier eine Überhitzung zu vermeiden. Natürlich sollte hier auch die CPU einen Kühlkörper bekommen als auch die PLA. Die CPU wird nämlich auch brechend heiß und stirbt hier genauso schnell wie ein TED. Commodore hat es hier leider versäumt, die CPU zu kühlen aber hat teilweise an die TED gedacht, aber hier leider nicht zu Ende gedacht. Geplante Obsoleszenz ?


    Es gibt Versionen des C16 mit Abschirm-Pappe und mit Metallkäfig. Wie vielleicht die C64 User wissen ist eine Abschirm-Pappe genau so unsinnig wie eine CPU ohne Kühlkörper, eingepackt in Schafswolle! Die Kühlpappe hält "günstig" die elektromagnetischen Störungen herunter aber zeitgleich fungiert die Abschirmpappe mit Aluminiumfolie als Backofen! Hier sollte die Abschirmpappe entfernt werden und das innere Gehäuse komplett mit EMV-Lack besprüht werden mit Erdung des EMV-Lackes. Dann sollte es auch mit den Werten passen ;) Ich selber habe die Version mit Metallkäfig was sich hier günstig auswirkt und der Metallkäfig durchlocht ist, was sich wiederum günstig auf die Konvektion auswirkt, da ja Metall ein guter Wärmeleiter ist. Hier hat Commodore sogar daran gedacht, eine Kühllasche zum TED zu legen und leider teilweise die Wärmeleitpaste hinzugefügt oder komplett weggelassen. Leider bringt diese Kühllasche in meinen Augen gar nichts, da der Quality Check von Commodore hier leider nicht weiter gedacht hat. Die Kühllasche war eher Rund und lag auf dem Ted mit nur 1-2 mm Fläche auf :Kabudd Dass das keine Kühlung ist, kann man sich ja ausdenken. Oder schlimmer noch, die Kühllasche war rundlich, lag auf dem Ted mit 1-2mm auf aber es wurde hier keine Wärmeleitpaste verwendet, wie in meinem Gerät :scared ...
    Hier ist übrigens mein Commodore C16:


    Und was darf zu einem Commodore C16 natürlich nicht fehlen? Natürlich das originale C16 Datasette mit rundem Digital-Anschluss - Nicht kompatibel zum C64:


    Nun aber zu der technischen Gegenüberstellung zu einem C64:


    Der C16 enthält nur einen Square Wave Generator mit zwei Kanälen und einem Rausch-Kanal. Vergleichbar mit einem AY-Sound-IC von Yamaha in Mono.
    Der C64 enthält den berühmten SID (Sound Interface Device) mit seinen drei Kanälen + Rausch-Kanal. Jeder der drei Kanäle hat verschiedene Generatoren wie Sine Wave, Square Wave, ... etc und hier kann wie bei einem echten Synthesizer hier die Sounds verändert werden, was den SID hier einzigartig macht und richtig programmiert hört sich ein SID trotz 8 Bit Analog-Synthesizer (Filter) mit Digital-Parts (Generatoren) einfach super an. Hört euch mal die Aquanauts-Melodie des "Open Source" Spiel für den C64 an. Einfach gigantisch, was da aus dem Lautsprecher schwingt!


    Der C16 TED ist ein wahres Multitalent, denn in diesem Chip sind Grafik, Sound und andere wichtige Computerfunktionen vereint!


    In Sachen Grafik:


    Text mode of 40×25 characters with 8×8 pixels
    Multicolor text (4×8 pixels per character, double pixel width in x direction)
    Extended background color mode (8×8 pixels per character)
    Multicolor Graphics 160×200 pixels
    Hi-Res Graphics 320×200 pixels
    121 Colors !
    No Sprites !


    Hier ist der Grafikpart in Sachen Farbauflösung dem C64 weit überlegen, da der Grafikteil hier 121 Farben produzieren kann und der C64 eben nur 16 Farben. Dafür hat der Grafikteil leider keine Hardware-Sprites, dafür muss die CPU mehr arbeiten.


    In Sachen Computerfunktionen:


    Der berühmte CIA ist im Chip integriert, somit sind die ganzen Tastatur/Joystikfunktionen und Busfunktionen im C16 alle im TED, genauso wie das Bank Switching etc.


    Das Commodore Basic im C16 ist eine erweiterte Basic 3.5 Version! Der C64 hat hier nur das einfach Basic 2.0. Man kann sagen, dass quasi Simons Basic im C16 ungefähr integriert ist.


    Leider hat hier Commodore die Joystick-Ports auf Rundstecker geändert und hat sich somit vom Atari-Standard verabschiedet. Anscheinend hat Commodore gedacht, man macht mehr Umsatz mit Ihren Joysticks :) Aber es gab/gibt Adapter hierfür, die ich habe um normale Atari Joysticks am C16 anzuschließen.


    Es gibt auch ein spezielles aber eher seltenes Commodore 1551 Diskettenlaufwerk (170 kB Single Sided, 5,25" DD) der am Expansion-Modul-Slot angeschlossen wird und die Floppy durch diesen Paralellzugriff eben ziemlich schnell ist. Es wird hier das kompatible C64 GCR Formatier-Format verwendet. Natürlich hat der C16 auch einen Serial Port sowie einen Video Port die beide 100% kompatibel zu einem Commodore 1541 Floppy per Serial und zu einem Commodore Video-Monitor machen.


    Doch genug gebabbelt :crazy Wir machen einen Tear-Down:


    Höchste Zeit die weniger berühmten Dr. Darius von Bernstein-Hacks and Mods durchzuführen:


    Einige Punkte habe ich ja bereits angesprochen, dass die Kühllösung von Commodore eigentlich ein Witz ist und viele C16 Systeme deswegen schon über den Jordan gegangen sind und nur durch IC-Austausch wieder zum Leben erweckt werden können. Zusätzlich habe ich mich auch um die DC-Stromversorgung gekümmert und ein paar kleine Modifikationen durchgeführt :) Übrigens wurden alle Elkos vom Board verbannt und die dunkelblauen Japaner mit goldener Krawatte kümmern sich um die Stromversorgung im C16.


    Hier der geöffnete C16 mit Abschirmblech:


    Hier der geöffnete C16 ohne Abschirmblech:


    Hier ist schon der Kühlkörper für PLA (links) und CPU (rechts) zu sehen:


    Hier hat auch der TED die lebenswichtige Kühlung:


    Oh was sehe ich denn da? Anscheinend wurde ab Werk ein Pin übelst verbogen, nahe am Abbrechen oder aber dieser wurde billig und mutwillig reingedrückt! Zeit am TED für einen neuen Kontakt-Pin zu sorgen:

    (Als ich den TED ziehte musste dieser Wackelpin einfach wegbrechen, der Kontakt war total zerdrückt und sehr dünn. Einmal draufpusten, und der Pin wäre abgebrochen)
    (Dieser Hotfix mit stabilem Pin wackelt nicht mehr, hat super Kontakt und es verbiegt sich nichts beim Einstecken in den Sockel)


    Wir schmeißen hier den heißwerdenden 5 Volt Linearregler und den Widerstands-Ziegelstein-Block weg, der nicht mehr benötigt wird. Dieser Widerstand war dazu gedacht die 5V vom Regler stabil zu halten:

    (Ein neuer 5V Traco Schaltregler, der übrigens nicht mal Warm wird kümmert sich um eine stabile 5V Versorgung. Der Heiz-Ziegelstein wurde auch entfernt)


    Da der C16 nun quasi revidiert wurde, kümmern wir uns gleich um den originalen Commodore C16 Trafo-Netzteil! Viele schimpfen, dass das Commodore-Netzteil schlecht wäre, da es unterdimensioniert ist. War es ja auch, da ja der 5V Regler und der Ziegelstein doch einiges an Strom ziehen und das System eigentlich schon fast am Limit läuft. Der C16 wird übrigens mit ca. 9 Volt DC betrieben. Es wird hier keine AC Wechselspannung benötigt. Durch die neue Stromversorgung halbiert sich quasi der Verbrauch und somit bleibt das Original Netzteil auch um einiges kühler.


    Doch ich wäre ja nicht Dr. Darius von Bernstein, wenn ich nicht auch gleich das ganze Netzteil neu mache:


    Ein Trafo-Netzteil sollte ewig halten, denn ein Trafo geht normalerweise nicht kaputt außer bei Überlast. Ein Schaltnetzteil ist hier deutlich aufwändiger. Bei dem Netzteil kümmere ich mich um den Filter-Elko und um den Gleichrichter!


    Hier verlöten wir mal alle Kontakte neu:


    Hier wartet schon ein total überdimensionierter Japaner auf seinen Einsatz:


    Hier wartet der neue Japaner auf Strom und auch der neue Gleichrichter in stärkerer Version (2A) kann es kaum erwarten:

    (Hier sieht man schön die dunklere Verfärbung rund um den alten Gleichrichter)


    Mit neuer Verlötung, neuem Elko und neuem Gleichrichter mit Original-Sicherung ist das Netzteil so gut wie Neu!


    Hier bauen wir das Netzteil wieder zusammen:

    (Man habe ich bei den AC-Stromkontakten geflucht. Eigentlich dürfte sowas nicht mehr gebaut werden. Da werden einfach zwei Kontaktnadeln auf die Trafokontakte gelegt!)
    (Dass das kein 100%iger Kontakt ist, leuchtet jedem sicher selber ein. Natürlich habe ich hier vorgesorgt und die Trafo AC Kontakte etwas aufgebogen und den Trafo auf der Oberseite mit einem dickeren Schaumstoff versehen)
    (So ist gewährleistet dass Druck auf den Trafo herrscht damit die Kontakte einen besseren Kontakt haben! Früher war es so, einmal bisschen am Trafo gewackelt und der Strom brach zusammen - Jetzt nicht mehr)


    :flamme


    :super


    Einige haben nun auf den großen Moment gewartet:


    Und hier der Smoke-Test (TM):

    (Übrigens noch mit altem VRM und Ziegelstein. Natürlich läuft der 5V Traco hier einwandfrei)


    Läuft absolut Stabil und das Netzteil wird nicht einmal richtig warm nach 30 Minuten. Vor der Aktion hat das Netzteil richtig nach Trafo-Wärme gerochen!


    Ich finde mit diesem tollen System werde ich viel Freude haben und dank der Kühlung und Stromüberarbeitung sollte mir das Gerät noch in der nächsten Zeit viel Freude bereiten.
    Na dann schaue ich mal ob ich nicht noch ein Commodore 1551 auftreiben kann :D


    Natürlich ist auch der C16 auf 64 kByte RAM erweiterbar und das wird auch vom System unterstützt. Es müssen nur die beiden x4 RAMs ausgetauscht werden und zwei Kontakte an einem LS-Chip gelegt werden.
    Ich werde das mal später machen und den LS-Chip sockeln und die beiden Beinchen aufbiegen und die zwei Drähte direkt auflöten, ohne das Mainboard anzufassen. Es gibt nämlich einen Mod wo man am Mainboard
    zwei Kontakte durchtrennt. Und da ich was gegen Durchtrennen habe und es auch so mit Sockel und Aufbiegen geht, werde ich das mal später tun.


    Gruß

  • Klasse Bericht! Mal wieder großes Lob für deine Verbesserungen an den Gerätschaften. Da bekommt man direkt lust zum einen auch wieder was zu basteln und zum anderen den C16 mal näher zu durchleuchten. Scheint ja ein unterschätztes System zu sein.

  • Toller Bericht! Der C16 hat definitiv seinen Charme. Sein Problem war einfach das Konzept ohne Sprites und mit kastriertem Sound, und dann nur 16kb. Hierdurch war er als Spielcomputer deutlich unterlegen, auch für seinen günstigen Preis war das nicht genug. Es gab für etwas mehr Geld halt einen viel besseren Spielcomputer. Und das war es doch, worauf es in dem Marktsegment ankam. Trotz allem war der schwarze Brotkasten immer der schickeste Brotkasten.

    Der mit dem Keller

  • Vielen Dank :super


    Sicherlich ist der integrierte einfache Musik-Chip nicht mit einem SID vom C64 vergleichbar aber besser wie ein Atari 2600 :D
    Besonders in der DEMO-Szene wird da einiges aus so einem C16 herausgeholt. Es gibt wiegesagt eine C16 Demo die von den Farben her fast an einem Amiga rankommt,
    aber nur mit 64k RAM Erweiterung, was ja quasi problemlos möglich ist.


  • aber besser wie ein Atari 2600 :D

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    :P

    Von allen Dingen auf Erden ist die Intelligenz am gerechtesten verteilt: Jeder glaubt, er hätte genug davon.

  • Hihi das ist aber kein "Stock" Atari 2600 :D Aber hier sieht man auch sehr deutlich dass 8 kByte RAM im A2600 auch Wunder bewirken :thumbup:

  • wo steht was von 8k Ram? Das ist die Romgröße ;)

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