Hallo zusammen,
es ist dem ein- oder anderen von euch doch sicher auch schonmal aufgefallen:
Unsere geliebten alten DOS-PCs finden ja insgesamt gesehen nur wenig Beachtung in der sogenannten Retrocomputing-Szene, der wir hier mit unserem Forum ja aber auch angehören. Doch den Löwenanteil der Szene zeigt sich dominiert von Heimcomputern, Spielkonsolen, und ähnlichen Geräten.
Der gute alte IBM-(kompatible) PC scheint in der Masse dieser Bewegung da auf deutlich weniger Interesse zu stoßen. Erstaunlicher Weise geht es auch einem seiner größten Konkurrenten, dem Macintosh mit 68k oder PPC CPU, nicht anders.
Selbst der schätztenswerte Dr. phil. Stefan Höltgen (1) sagte z.B. in der Fernsehsendung "alpha-forum" sinngemäß, das ein seinem Labor angebotener alter PC nicht angenommen werde, weil er zu uninteressant sei und ihm die "historische Distanz" fehle.(2)
(1)
http://www.simulationsraum.de/herzlich-willkommen/
http://www.computerarchaeologie.de/
https://www.medienwissenschaft…haft/Mitarbeiter/hoeltgen
(2)
Gespräch als Text:
http://www.br.de/fernsehen/ard…praech-100~attachment.pdf , Seite 17.
Oder Video:
http://www.br.de/mediathek/vid…puterarchaeologe-100.html , ca. ab Minute 39:37.
Auch wenn ich hoffe, das er damit "nur" irgendeinen ausgedienten Pentium 4 oder Athlon XP gemeint hat und keinen XT, 386er oder 486er, wundert es mich das ausgerechnet jemand so eine Aussage macht, der alte Computer zu seiner ernsthaften Forschungsarbeit erklärt hat. Denn ist es doch gerade der IBM-PC, der von all den Geräten aus der Pionierzeit als einziges heute noch als aktive Plattform besteht. Meines Erachtens nach ist er doch gerade deswegen erhaltens- und erforschenswert.
An anderer Stelle wird sogar mit reichlich gerümpfter Nase über unsere "Kisten" gesprochen.
Das reicht von Meinungen wie sinngem.: "Massenprodukte sind nicht erhaltenswert." bis hin zu "ein 386sx gehört auf den Wertstoffhof und nicht in eine Sammlung." (3)
(3)
https://www.forum64.de/index.p…-oder-weg-damit/&pageNo=3
Das sind natürlich nur "krasse" Meinungen einiger weniger, aber erschreckend zu lesen sind sie doch - da man ja eigentlich gemeinsame Ziele auf lediglich unterschiedlichen Plattformen verfolgt.
Schließlich sind C64, Amiga & Co. auch mal "Massenprodukte" gewesen, die ich zwar nicht unbedingt in meiner persönlichen Sammlung bräuchte, aber desshalb garantiert nicht zum Sperrmüll zähle.
Ich habe Respekt und auch Verständnis für alle alten Systeme. Egal ob es ein Heimcomputer, ein Tischrechner oder mittlere Datentechnik ist. Und vor allen Leuten, die sich damit beschäftigen, die Geräte pflegen, reparieren, Software archivieren, neue Hardware erfinden und Programme schreiben. Denn so wird das ganze nicht nur rein museal erhalten sondern auch für neue Generationen erlebbar gemacht.
Aber was meint Ihr? Warum ist das so, das der gute alte DOS-PC viel weniger Beachtung als ein Amiga, C64 oder ein Atari findet?
Ist er nicht "Retro" genug? Weil er (noch) gegenwärtig ist? Weil er früher immer der "Klassenfeind" war und die Szene sich an politischen Feldern orientiert?
Oder war er einfach für die große Masse schwerer erreichbar und konnte sich somit lediglich keinen "Kultstatus" erarbeiten?
Ich bin gespannt darauf, was ihr so über das Thema, die Szene und den Stellenwert unserer DOSen aus geschichtlicher sowie heutiger (Retro-)Sicht denkt und zu erzählen habt.