Wie angekündigt hier nun ein Vergleich verschiedener, später 486er Mainboards. Zur Auswahl stehen jeweils zwei Vertreter für VESA Local Bus sowie PCI, auf Basis der jeweils jüngsten Chipsatzgeneration (für 486er), mit populären Chipsätzen von OPTI, SIS und UMC. Mich hat hierbei auch interessiert, wie diese "High-End-486er" im Vergleich zu einer populären Pentium Basis aus dem Jahre 1994 abschließen. Ich habe hier bewußt keinen Pentium mit Triton-Basis gewählt.
Die Kandidaten:
Hier nur eine kurze Übersicht, ich gehe anderer Stelle noch genauer auf die Boards ein. Alle Boards wurden mit dem aktuellsten, verfügbaren BIOS versehen (BIOS Dateien im Anhang). Wichtig war mir bei der Komponentenauswahl eine einigermaßen zeitkorrekte Einordnung. D.h. die dargestellten Benchmarkergebnisse hätte man so auch 1995 ermitteln können und sie sind z.B. ganz gut mit denen das PC-Mag (die Herausgeber des Winstone) vergleichbar. Ok, 1024kB Cache und 32MB RAM waren schon sehr "üppig" für 1995, der normale 486er hatte 128-256kB Cache und 8-16MB RAM.
VLB Boards:
- ASUS SV2GX4 Rev. 2.1 - SIS 82C471 - 1024kB Cache - SV2G4fix.zip
- QDI V4P895P3 V3 - OPTI 82C895 - 256kb Cache - V4P895.zip
PCI Boards:
- Chaintech 486SPM M1.02B - SIS 85C496/497 - 1024kB Cache - 4spm0124.zip
- Shuttle HOT433 Rev. 1 - UMC UM8881F - 1024kB Cache - 433AUS2C.zip
Pentium:
- intel Premiere II PCI (Plato) - intel Neptun - 10016AX1.ZIP
Testsetup:
- CPU: AMD Am5x86 BGC 160MHz
- CPU: intel Pentium Overdrive P24T SU014 100MHz
- CPU: intel Pentium P54C SY007 100MHz
- Grafikkarte VLB: Miro Crystal 20SD VL - S3 864 - 2MB DRAM
- Grafikkarte PCI: Miro Crystal 20SD PCI - S3 864 - 2MB DRAM
- IDE-Controller: Winbond 83757F ISA
- Festplatte: WDAC21000H
- Festplatte: ST32122A (für Pentium)
- RAM: Hyundai 36Mx8 1x32MB 60ns FPM
- RAM: EDO 32Mx8 2x16MB 50ns EDO (für HOT433 und Pentium)
- Betriebssystem: MS-DOS 6.22 / Win3.11
Peripherie für die Tests
Miro Crystal 20SD PCI
Miro Crystal 20SD VLB
Benchmarks:
Speichermessungen (ohne geladenem Speichermanager):
- Speedsys - L1 / L2 / RAM - Messung der Transferraten
- CTCM V1.4R - MOVSD / LODSD / STOSD (Mode3, Video, 32Bit, Timer1) - Messung der Transferreaten RAM <> Grafikkarte VGA
- CTCM V1.6R - MOVSD / LODSD / STOSD Mode 4105 - Messung der Transferreaten RAM <> Grafikkarte XGA mit LFB
Windows (800x600x8bit):
- Winstone 95 Benchmark Suite (Gesamtsystem), ein Testlauf
- Wintach (reine Grafikausgabe), gewertet wird der beste Wert aus drei Messungen
DOS (aus Phils Benchmark-Set)
- Superscape 1.0c - Taste 2
- Chris3D VGA - Taste 3
- Chris3D SVGA - Taste 4
- PCPlayer Bench VGA - Taste 5
- PCPlayer Bench SVGA - Taste 6
- Quake 1.06 - Taste c
- Doom - Taste b (angepasst, Vollbild mit HUD)
ASUS SV2GX4:
Nach meiner Erfahrung der schnellste Untersatz für einen 486er. Das Board hat den letzten reinen VLB Chipsatz von SIS (82C471) und stammt in dieser Revision aus der zweiten Jahreshäfte von 1995.
Chipsatz BIOS Settings für diesen Test
Pros:
- sauschnell
- Unterstützung L1WB für 486er
- Unterstützung 1024kB Cache dual banked
- Schnellste Timings für RAM (3-2-2-2) und Cache (2-1-1-1) möglich
- Vielfältige BIOS Tweak Einstellungen
- Schnelle Anbindung Grafikkarte (transparent Mode VLB)
- funktionierender PS2-Maus Port
Cons:
- 50MHz FSB will in meinem Board nicht posten
- L1WB für POD mit DMA Problemen
- kein integrierter Schnittstellencontroller
Bemerkungen zu diesem Test:
Die neuste im Netz verfügbare BIOS Version benötigt noch einen Patch (via MODBIN, Reg. 50 und 72), damit der L2 im WB Mode mit dirty TAG läuft. Insgesamt läuft das Board mit den o.g. Komponenten super.
Speichermessungen:
- Speedsys: 141,8 MB/s / 61,7 MB/s / 46,8 MB/s
- CTCM 1.4R VGA: 36,1 MB/s / 5,1 MB/s / 30,3 MB/s
- CTCM 1.6R XGA: 47,2 MB/s / 9,0 MB/s / 47,2 MB/s
Windows:
- Winstone 95: 153,9 Punkte
- Wintach: 101,79 Punkte
Speedsys SV2GX4
QDI V4P895P3:
Ein sehr schönes und stabiles Board für den VLB. Es hat den letzten VLB Chipsatz von OPTI, der auch in dem bekannten Shuttle HOT419 zum Einsatz kommt. Leider unterstützt dieses Board keine 1024kB Cache. Dieses Board stammt aus der zweiten Jahreshäfte des Jahres 1994 und ist damit der Opa dieses Tests.
Chipsatz BIOS Settings für diesen Test
Pros:
- schnell und stabil
- Unterstützung für alle intel und AMD Sockel3 CPU für L1WB
- Pentium Overdrive läuft mit L1WB
- Stabil mit 50MHz FSB (mit schnellem Cache+RAM)
Cons:
- nur 256kB Cache dual banked (2-1-1-1 Burst) bzw. 512kB Cache single banked (2-2-2-2 Burst)
- RAM Burst bei 4-3-3-3 mit 40MHz FSB
- wenig Tuning im BIOS möglich
- kein integrierter Schnittstellecontroller
- kein PS2-Maus Port
- nur 5V und 3,45V für CPUs
Bemerkungen zu diesem Test:
Die DOS-Applikationen, insbesondere PCPBench und Quake, profitieren von 512kB Cache (mit leider langsamen Burst). Die Windows Applikationen sind mit 256kB Cache und schnellem Burst schneller. Für diesen Test habe ich das Board mit 256kB dual banked bestückt. Ein Waitstate (WS) sind bei den niedrigen Takten der 486er Welten in der Transferrate und bremsen den Bus drastisch aus. Ein Bus mit 40MHz ist mit einem WS pro Speicherzelle genauso schnell, wie ein 20MHz Bus ohne WS. Der zusätzliche WS im RAM Timing ist in den Speedsys-Werten gut abzulesen.
Speichermessungen:
- Speedsys: 133,3 MB/s / 53,2 MB/s / 38,4 MB/s
- CTCM 1.4R VGA: 28,9 MB/s / 5,0 MB/s / 21,0 MB/s
- CTCM 1.6R XGA: 40,2 MB/s / 8,2 MB/s / 40,2 MB/s
Windows:
- Winstone 95: 149,2 Punkte
- Wintach: 98,65 Punkte
Speedsys V4P865P3
Chaintech 486SPM:
Dies ist mein erstes und problemlosestes 486er PCI Board. Das BIOS ermöglicht viele Tuning-Optionen und der schnelle SIS 85C496/497 Chipsatz holt das Beste aus der Peripherie heraus. Dieses Board stammt aus der ersten Jahreshäfte von 1995.
Chipsatz BIOS Settings für diesen Test
Pros:
- sehr schnell für ein PCI Board
- problemlose L1WB Unterstützung
- Unterstützung 1024kB Cache dual banked
- Schnellste Timings für RAM (3-2-2-2) und Cache (2-1-1-1) möglich
- Pentium Overdrive läuft mit L1WB
- Vielfältige BIOS Tweak Einstellungen
- integrierter Schnittstellencontroller
Cons:
- kein PS2-Maus Port
- kein 3,6V für CPUs
Bemerkungen zu diesem Test:
Läuft problemlos mit aktuellem BIOS. Wird die Festplatte am internen IDE Controller statt am Winbond ISA Controller betrieben, steigt der Winstone95 Wert um 6 Punkte! Der PCI läuft für diesen Test mit FSB Takt bei 40MHz.
Speichermessungen:
- Speedsys: 141,4 MB/s / 61,3 MB/s / 46,2 MB/s
- CTCM 1.4R VGA: 28,7 MB/s / 4,3 MB/s / 21,0 MB/s
- CTCM 1.6R XGA: 32,0 MB/s / 6,8 MB/s / 32,0 MB/s
Windows:
- Winstone 95: 150,7 Punkte
- Wintach: 97,56 Punkte
Speedsys 486SPM
Shuttle HOT433
Ein schöner Vertreter mit dem beliebten UM8881 Chipsatz. Einer der großen Vorteile dieses Boards zu den meisten Konkurenten mit diesem UMC Chipsatz ist die Unterstützung von 1024kB Cache. Es gibt noch die Rev.3, die etwas kleiner ist und die 1024kB Cache nicht unterstützt. Dieses Board stammt aus der zweiten Jahreshäfte von 1995 und ist der jüngste Kandidat dieses Tests.
Chipsatz BIOS Settings für diesen Test
Pros:
- sehr schnell für ein PCI Board
- Unterstützung 1024kB Cache dual banked
- Schnellste Timings für Cache (2-1-1-1) möglich
- integrierter Schnittstellencontroller
- Pentium Overdrive läuft mit L1WB
- vielfältige Spannungseinstellungen für CPUs
- EDO RAM Support (aber ohne Vorteil zu FPM)
- Herstellersupport auf der Homepage
Cons:
- kein funktionierender PS2-Maus Port
- mäßige Optionsvielfalt zum Tweaken im BIOS
- Schnellste Timings für RAM (3-2-2-2) bei 40MHz nur mit schnellem EDO RAM (50ns)
Bemerkungen zu diesem Test:
Mit Buspark "enable" läuft das Board in Doom etwa 20% schneller sowie in Superscape ca. 10% schneller. Auf die anderen Benchmarks, sowie Windows hat diese Einstellung keinen Effekt. Mit LFB (via S3VBE Treiber) schafft das System nur 7FPS in PCPBench SVGA, statt der 9,6FPS ohne LFB. Die Messungen mit CTCM1.6 bestätigen die Probleme mit dem LFB. Ich vermute hier gibt es ein Adressierungsproblem des Grafikspeichers. Es wäre interessant, ob diese Probleme auch mit anderen UM8881 Boards auftreten. Ansonsten ist die Performance dieses Boards sehr ähnlich zum PCI-Mitbewerber, meist einen Hauch besser. Der PCI läuft für diesen Test mit FSB Takt bei 40MHz.
Speichermessungen:
- Speedsys: 141,0 MB/s / 59,1 MB/s / 45,2 MB/s
- CTCM 1.4R VGA: 28,8 MB/s / 3,9 MB/s / 21,0 MB/s
- CTCM 1.6R XGA: 19,3 MB/s / 6,5 MB/s / 19,4 MB/s
Windows:
- Winstone 95: 149,4 Punkte
- Wintach: 97,72 Punkte
Speedsys HOT433
intel Premiere II PCI (Plato):
Der Klassiker unter den frühen P54 Boards. Varianten dieses Boards wurden in vielen 1994er und frühen 1995er Rechnern von Vobis, Escom und Gateway2000 verbaut. Es ist nicht bekannt für seine Konfigurationsvielfalt, aber es ist grundsolide. Das Layout entspicht fast vollständig dem beliebten Premiere I PCI (Batman) mit intel Merkur Chipsatz. Das liegt unter anderem daran, dass der Neptun im Großen und Ganzen nur eine 3,3V Erweiterung des Merkur ist. Ich liebe den Aufbau, das Layout und die Konzeption des Boards - es ist weniger ein Rennwagen, sondern vielmehr eine Limousine. Dieses Board stammt aus der zweiten Jahreshälfte von 1994.
Pros:
- grundsolide und absolut stabil
- Plug&Play ist vernünftig implementiert, ein Segen für Win95
- EDO RAM läuft problemlos (als FPM)
- Pentium MMX Overdrive 166MHz läuft problemlos
Cons:
- BIOS erkennt die WDAC21000 nicht, an beiden IDE Ports
- keine! Möglichkeit zum Tweaken im BIOS
- scheinbar sehr "konservative" Bursts zum Cache und RAM
- DeTurbo nur über Tastenkombination, die nicht immer funktioniert ...
Bemerkungen zu diesem Test:
Den Speedsys Test habe ich leider versäumt aufzuschreiben. Ich werde ihn nicht mehr nachholen, da ich meinen Lieblingsretro mit diesem Board wieder unfallfrei zurückgebaut habe und kurzfristig nicht nochmal aufmachen werde. Anstelle der WDAC21000 habe ich eine etwas langsamere Segate Medialist genommen, dafür aber am internen PCI Controller angeschlossen. Mit der WD wäre der Winstone ggf. ca. 5 Punkte besser.
Speichermessungen:
- CTCM 1.4R VGA: 29,0 MB/s / 4,3 MB/s / 21,1 MB/s
- CTCM 1.6R XGA: 60,7 MB/s / 7,1 MB/s / 60,7 MB/s
Windows:
- Winstone 95: 143,6 Punkte
- Wintach: 90,11 Punkte