Shuttle HOT-317P Repariert

  • Ich habe ja vor einigen Tagen von @matt ein niedliches Mainboard bekommen. Das Board hatte Vartarittis und musste so schnell, wie möglich kuriert werden. Der nette @matt hat einige Ersatzteile mitgeschickt und ich habe mich sofort dran gemacht.


    So sah es am Anfang aus und auf den ersten Blick war ich noch voller Hoffnung, dass die Bahnen unter der Oxidschicht noch zu retten sind.



    Zuerst alles entlötet, was im Weg war. Die Lötstellen waren so tief oxidiert, dass ich über zwei Stunden gekämpft habe nur um das Zeug vom PCB zu bekommen so, dass alles einigermaßen heil bleibt. Leider kam nach dem Entlöten die Ernüchterung. Mehrere Bahnen waren leider nicht mehr zu retten.



    Also, erst mal Essig und Badewanne. Ein Paar Teile, für die ich keinen Ersatz hatte sind erst mal auch in den Essig gegangen. Später habe ich aussortiert, was nicht wieder geworden ist. Tastatur Port und AT PSU Anschluss sind hinterher wie neu gewesen.



    Nachdem alles trocken war habe ich die Bahnen mit feinem Polieraufsatz und Dremel poliert. Hinterher alle offenen Kupferbahnen mit Lötfett eingeschmiert und verzinnt. Spätestens dann war klar sichtbar was nicht mehr zu retten war. Für vier Bahnen kam jede Hilfe zu spät. Normalerweise löte ich sehr dünne Drähte auf die Reste der Bahnen drauf um die lücken zu überbrücken, doch leider ging es dem Fall leider nicht. Die betroffenen Bahnen sitzen viel zu eng und mit einem "normalen" Lötkolben ist es fast unmöglich die alle zu verlöten. Also habe ich jede zweite Bahn verlötet und für die restlichen Bahnen musste ich dann später Brücken auf der Rückseite anlöten. Die dünnen Drähte und halb-zerfressenen Leiterbahnen sind eine relativ fragile Konstruktion, aus diesem Grund habe ich von meiner Frau alten Nagellack geklaut und das ganze in mehreren Schichten aufgetragen. Das sollte für mehr Stabilität sorgen und die überbrückten Leiterbahnen besser schützen. Damit die Dimensionen klar sind habe ich einen Streichholz daneben gelegt. Da braucht man echt eine ruhige Hand.



    Ich habe auch fest verlöteten EPROM mit BIOS ausgebaut und gesockelt um den Image mit TL866II+ auszulesen und später bei UH19 hochzuladen. So sah das ganze dann aus als es wieder zusammengebaut wurde



    Auf der Rückseite dann zwei Brücken für verrottete Tastatur Clock und Data Leiterbahnen.



    Erster Test - geht!.... irgendwie.... BIOS sieht ziemlich voll gestopft mit Features aus. Ganz nett.



    Aaaber, beim Versuch zu booten kam dann "Bad Cache" Fehler und der Rechner war unterirdisch laaaangsam. Benchmark zeigtes SX-16, aber gefühlt war es ein XT.


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  • Ich habe noch mal alle Leiterbahnen und Cache Sockets gecheckt. War alles in bester Ordnung, also Cache ICs gegen andere getauscht -> geht! Leider scheinen alle Cache ICs kaputt zu sein, im anderen Board läuft auch kein einziges davon. Jedenfalls ist jetzt die Performance so, wie die sein sollte.



    Aus Spaß noch FPU eingebaut:



    Und natürlich ein wenig gezockt :D



    =====================


    Ja, das war's! Danke @matt für das coole Mainboard, auch wenn es schon relativ viel Arbeit war, hat wie immer Spaß gemacht :D

    Wie der Titel schon sagt, es handelt sich um ein Shuttle HOT-317P Mainboard. Bilder und BIOS Abbild habe ich natürlich bei UH19 hochgeladen.

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  • Hervorragende Arbeit :thumbup:


    Könnte auch von mir stammen und DAS will was heißen ;)

  • Das mit kaputte SRAM, das habe ich ehrlichgesagt dir nicht untergejubelt :Face

    Schon weil alle 5 kaputt ist, echt mysteriös. Das würde meiste Leute sagen.

    Aber aus eigene Reparaturspraxis könnte ich sagen: SRAM ist ultraempfindlich gegen Säure, Lauge, etc.


    Meine Einschätzung ist richtig, dass Brett reparabel ist und nur enge Kreis massiv geschädigt ist.


    Wie performt Brett in Vergleich mit zerschossene Symphony Brett ?


    Grüss

    Matt

  • Das mit kaputte SRAM, das habe ich ehrlichgesagt dir nicht untergejubelt

    Natürlich nicht @matt, solche Sachen passieren, das sind halt schon sehr alte Teile und Du wusstest ja eher nicht ob das ganze funktionieren würde oder nicht. Alls super, ich danke Dir für das Board ich finde es sehr niedlich.

    Wie performt Brett in Vergleich mit zerschossene Symphony Brett ?

    Das Board hat sehr viele Einstellungen im BIOS für Timing, Waitstates etc. Ich muss genauer schauen, was das bringt. Ich habe noch festgestellt, dass der Turbo Jumper zur Zeit nicht funktioniert. Ich werde später schauen, was da los ist.

  • Also, die Turbo Taste geht, man musste diese nur im BIOS aktivieren (Sachen gibt's?!). Ich habe nun etwas experimentiert und im BIOS nach und nach alles aufgedreht, was ging. ISA übertaktet, Waitstates alle auf 0 gedreht, Cache Timings runter. Das Board hat sich erstaunlich stabil gezeigt und es ist durchaus sehr schnell geworden. Ich muss später ein Paar Zahlen aufschreiben, falls jemand überhaupt Interesse hat es genauer zu wissen, aber ich bin bisher positiv überrascht. Dafür, dass es eigentlich ein Budget Mainboard war, kann es durchaus etwas....

  • Das ist bugdet-Brett, weil es in spätere 1993 produziert wird. (Datumscode an IC erzählt es )

    Viele IC trägt 933x Datumscode = 1993 3x. Wochen.


    Da gab schon Pentium 60 als Oberklasse und 486DX2-66 ist quasi standard-highend


    Aber ich freue mich, dass du daran an "cute board" viel Spass hast.


    Grüss

    matt

  • Meine Einschätzung ist richtig, dass Brett reparabel ist und nur enge Kreis massiv geschädigt ist.

    Übrigens eine Bemerkung dazu. Der Schaden war von der betroffenen Fläche tatsächlich sehr klein, allerdings wurden u.A. zwei Bahnen beschädigt, die beide oberflächig über das ganze Board in den SMD Chipsatz laufen. In so einem Fall ist es nicht ganz einfach irgendwelche Brücken zu werfen, da es keine Pins gibt an die man Kabeln dran löten könnte. Das heißt die Technik, die ich oben verwendet habe, also anlöten von dünnen Drähten auf die Reste der Leiterbahnen war mehr oder weniger die einzige Möglichkeit. Es ist daher kein Zufall, dass ich die erste und die dritte Leiterbahn so "rekonstruiert" und die anderen Leitungen dann von unten mit Kabeln gemacht habe. Dieses oberflächliche Anlöten von Drähten kann sehr nervig werden, wenn die Leiterbahnen zu eng sitzen. Wenn also jemand ein Mainboard hat, wo der Schaden sichtbar nur im kleinen Umkreis passiert ist, sollte auch schauen, was das genau für Leitungen sind und wie/ob diese einigermaßen ohne Mikroskop verlötbar sind.... nur so als Tipp.

  • Ich habe da keine Problem, da ich in der Regel dünne Draht aus weiche Litze (gut geeignet ist weiche Netzkabeln) gewinnt.

    Auf dieser Art habe ich auch Abit AN4R307 und mehre Kundengerät vor 10 jahre repariert.

    Ich habe früher mehre Mainboard wiederbelebt, meist Core2Duo Brett. Öfter ist da Schraubdreher beim Kühlermontage abgeruscht (pushpin-Rotz müsste per Schlitzschraubdreher entriegelt) Da ist mehre Leiterbahnen nebeneinander stark beschädigt bis aufgetrennt.


    Noch kann ich ohne Mirkoskop solchere sehr feine Lötarbeit durchzuführen.


    Grüss

    Matt

  • Der Tipp war auch nicht an Dich gerichtet, sondern eher an weniger Erfahrene Bastler unter uns. Ich verwende übrigens auch Drähte aus Netzwerkkabeln oder 80-pin IDE Kabeln, die sind recht dünn und gut zu verarbeiten. Ich habe auch öfter neuere PCBs repariert, wie Du sagst, z.B. nach einem physischen Schaden etwa, aber 4 Drähte auf kaputte Leiterbahnen auf einer Gesamtbreite von 1,6mm anzulöten ist für meine Künste zu viel verlangt. Ich löte auch locker SMD ICs, irgendeine Voodoo 1/2 oder eine S3 Virge wäre überhaupt kein Problem, aber mehrere Drähte auf Leiterbahnen zu verlegen, die so eng sitzen ist zumindest für mich eine ganz andere Hausnummer. Vor allem, wenn die Bahnen schon angefressen sind und man diese besonders einfach vom PCB ablösen kann.

  • Ich nehme für sowas meistens Kynar-Wire (Kupferlackdraht). Da muss man nicht großartig alte Flachbandkabel zerpflücken :) Funktioniert gut

    IBM 5150, 512kb, 20 MB HDD, HGC&OAK VGA, IBM 5151

    Compaq Deskpro XE466, 20 MB Ram, SCSI, ESS 1868, ArGUS

    Ryzen 9 3900X, Asus Crosshair VIII, 32 GB RAM DDR4-3600, RTX 2080 Super, Samsung 980Pro 1TB, 970Evo 500GB

  • (pushpin-Rotz müsste per Schlitzschraubdreher entriegelt)

    :puke :mrgreen <X


    Das Traurige ist dass das quasi noch immer bei "denen" Standard ist, ...


    Ach mein RyZEN :duck: :super

  • pushpin-Rotz müsste per Schlitzschraubdreher entriegelt

    Wer macht sowas? Pushpins sind eine tolle Sache, ausser in engen Gehäusen und riesigen Kühlern. Einfach die Verriegelungen um 90° drehen und den Kühler bequem abnehmen. Zur Montage wieder zurück drehen und über Kreuz drücken.

    Ich mag Pushpins und kann nichts negatives über die sagen. Die Kühler die per Retention Modul befestigt werden finde ich zum <X

    Viel zu viel gefrickel, das Board muss raus dafür, super nervig.

    Compaq Deskpro 286n/12MHz - 1MB - 40MB HDD - 3,5" Floppy //
    Panatek 386DX33 - 80387 - 8MB - 504MB CF2IDE - 5.25" & 3,5" Floppy - SB Vibra - NIC - 512Kb VGA //
    486DX2-66 - 16MB - 4GB CF2IDE - 5,25" & 3,5" 2,88MB Floppy - DVD - SB Vibra - NIC - 1MB CL VLB VGA //
    Intel Pentium 233MMX - 64MB - 16GB CF2IDE - 3,5" Floppy - DVD - SB AWE64 - NIC - 3Dfx Voodoo Banshee//
    Intel Pentium III 600MHz - 256MB - 4GB CF2IDE - 3,5" Floppy - DVD - SB AWE64 - NIC - 3Dfx Voodoo 3 3000 //

  • mac-daniel

    Nein,ich nenne sowas Pushpin-Rotz, es ist zu recht genannt.

    Hast du dir schon Mainboard ausgebaut und geguckt, wie es krumm ist, speziell Sockel 775

    Es gibt paar Frima, der dich Kühler mit Pushpin verbietet, weil Pushpin-Kühler Mainboard durchbiegt.

    Ich bin nicht allein mit dieser Meinung, Käferthias aka Matze79 wird genauso sagen.

    Einzige Pluspunkt: Einbau ist unschlagbar einfach.


    Dagegen ist AMD Lösung besser, auch wenn Kühlermontage fummelig ist.

  • Hast du dir schon Mainboard ausgebaut und geguckt, wie es krumm ist, speziell Sockel 775

    Es gibt paar Frima, der dich Kühler mit Pushpin verbietet, weil Pushpin-Kühler Mainboard durchbiegt.

    Nicht viele, nur ca. 150-200 ;)

    Krumm waren einige, nicht alle. Klar, für nen Towerkühler der nen Kg wiegt ist das nichts, für den normalen Standardkühler oder leichte Tower wie den AC Freezer sind die perfekt ausreichend.


    Auch wenn es jetzt OT ist, aber AMD hat doch seit S754 bis heute so 'ne Klammer Klipp. Ich finde diese Lösung ziemlich bequem.

    Ja, das ist bei AMD der Standard. Da kommt das Retentionmodul ab Werk installiert, das ist schon bequem.

    Compaq Deskpro 286n/12MHz - 1MB - 40MB HDD - 3,5" Floppy //
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    486DX2-66 - 16MB - 4GB CF2IDE - 5,25" & 3,5" 2,88MB Floppy - DVD - SB Vibra - NIC - 1MB CL VLB VGA //
    Intel Pentium 233MMX - 64MB - 16GB CF2IDE - 3,5" Floppy - DVD - SB AWE64 - NIC - 3Dfx Voodoo Banshee//
    Intel Pentium III 600MHz - 256MB - 4GB CF2IDE - 3,5" Floppy - DVD - SB AWE64 - NIC - 3Dfx Voodoo 3 3000 //

  • Kupferlackdraht ist nichts anderes und auch isoliert ;)

    IBM 5150, 512kb, 20 MB HDD, HGC&OAK VGA, IBM 5151

    Compaq Deskpro XE466, 20 MB Ram, SCSI, ESS 1868, ArGUS

    Ryzen 9 3900X, Asus Crosshair VIII, 32 GB RAM DDR4-3600, RTX 2080 Super, Samsung 980Pro 1TB, 970Evo 500GB

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