Dieser PC, jedenfalls das Gehäuse, hat bei mir schon eine gute Historie hinter sich. Angefangen beim 486 DX/50 über einen DX2/66 bis zu einem POD @100MHz war schon alles mögliche eingebaut. Ich war schon stolz, dass der POD stabil! mit 100MHz lief, aber so ein altes Schätzchen mit Übertaktung zu quälen wiederstrebt mir. Bei 83MHz hat sich das "Nutzererlebnis" dabei aber zu wenig von meinem echten 486er abgesetzt und Win95 war aufgrund einiger PnP Probleme auch nicht wirklich bequem zu nutzen. Das Projekt musste also nochmal von Grund auf neu gedacht werden. Dazu habe ich mir folgende Prämissen zum Funktionserlebnis und den Komponenten gesetzt. Das Netzteil des Colanis habe ich überholt, d.h. greinigt, alle ElKos und den Lüfter getauscht und die Spannungen geprüft.
- späte DOS Spiele, auch in SVGA (Tie Fighter, WC3, WC4, Privateer 2) sollen möglich sein
- erste 3D Spiele mit Glide Support, OpenGL oder D3D5 (Tomb Raider, GL-Quake, WC5)
- Windows 95B OSR2.0 (ohne IE) für frühe Win9x Erfahrungen
- intel Plato Board - der Mercury/Neptune Chipsatz als erste Pentium Plattform mit absolutem Premium Touch
- Pentium Overdrive CPU - ich fand dieses Overdrive Konzept total genial. Reinstecken -> läuft. Ohne hässlichen Adapter
- hochwertigen OPL3 und GM Sound mit best möglicher Kompatibilität
- SCSI Schnittstelle für die Festplatte (IDE@Plato=?!) und vor allem für ein externes CD-ROM und das Jaz
- zeitliche Einordnung: 1994-1998
Grundsätzlich ist bei meinen Projekten vor allem der Weg das Ziel, was bedeutet, dass jede einzelne Komponente gezielt nach den Prämissen ausgesucht wird.
Das Kernelement ist das intel Plato Board oder auch Premiere II PCI. Es ist fast baugleich zum berühmten Batman (Premiere (I) PCI) mit Mercury-Chipsatz. Kein Wunder, denn der Neptun Chipsatz ist bis auf wenige Verbesserungen, z.B. in den Cache- und Speicherlatenzen, und der Unterstützung von 3,3V CPUs (P54) nahezu identisch zum Mercury Chipsatz für die allerersten Pentium (P5). Was mich am Neptun so fesselt, ist dessen High End Charakter. Er kam 1994 auf den Markt, zusammen mit P90 und P100, als die meisten noch einen 386er oder 486er hatten. Die Computer auf dieser Basis waren, für meine Verhältnisse, unerschwinglich. Im Gegensatz zum Triton waren noch alle möglichen Features (z.B.) das TAG RAM für Unterstützung von mehr als 64MB im Chipsatz integriert und wurde nicht den Mainboard Herstellern überlassen (Triton II / HX) oder komplett gestrichen (Triton / FX / VX / TX). Natürlich gibt es noch Neptun Boards von anderen Herstellern, die meist sogar mehr Einstellmöglichkeiten im BIOS haben und etwas schneller sind. Der Vorteil der intel Boards ist, sie laufen einfach! Und das kann ich voll bestätigen. Plug&Play funktioniert in diesem Board von 1994 hervorragend! Die Windows Installation läuft problemlos durch. Das System ist mit diesem Board grundsolide und absolut stabil! Ich habe bisher ausschließlich positive Erfahrungen mit Boards von intel.
Einen Bug möchte ich nicht verschweigen: mit dem onboard PCI IDE Controller kann zu Datenverlust in der Übertragung zu den angeschlossenen Laufwerken kommen. Im neusten BIOS ist das buggy Feature abgeschaltet, womit dieser wieder verlässlich arbeitet aber eben nicht in der erwarteten Geschwindigkeit. Des weiteren ist der dritte Steckkarten Slot aufgrund der Anordung der ISA- und PCI Slots nicht nutzbar.
Kurz um, das Board cached bis zu 512MB RAM, ist absolut stabil und sieht in seiner vollen Baby AT Baugröße auch noch gut aus. Den alten Dallas habe ich ausgebaut und einen neuen zusammen mit einem Sockel eingebaut.
Das Plato Board mit Sockel5 unterstützt offiziell nur drei CPUs: P/75, P/90 und einige Versionen (wie meines) auch den P/100 mit 66MHz FSB. Für einen Pentium-PC, der auch noch die 97er Spiele vernüftig bedient, reicht das leider nicht. Damals führte intel noch die Overdrive-Reihe für Pentium Prozessoren. Die gab es ohne MMX mit 150/166MHz und mit MMX mit 166/180/200MHz. Der 180er ist aufgrund der geringeren FSB/PCI-Geschwindigkeit (60/30MHz) sogar geringfüg langsamer als der 166er (66/33MHz), bei gleichzeitig höherem Energieverbrauch. Der 200er hat zwar den höheren FSB, überlastet auf Dauer aber die Wandler auf dem Sockel5 Board, zumindest benötigt er mehr Strom, als die Spezifikation für Sockel5 vorsieht. Die Wahl fällt damit auf den Pentium MMX Overdrive mit 166MHz. Ich fand dieses Overdrive-Konzept immer genial - kompakt, hochwertiger Lüfter, sieht cool aus.
Die Elsa Grafikkarte mit dem S3 968 ist aufgrund eines möglichen Bugs in der Speicheradressierung nicht der ideale Partner für die 3dfx Voodoo 1. Dies ist aber bekannt und es gibt einfache Workarrounds. Auch ist der S3 968 nicht die schnellste Grafiklösung für DOS. Ich wollte aber unbedingt eine Grafikkarte mit dem S3 968 haben, weil ich den damals 1995 auch unbedingt haben wollte. Außerdem ist er sehr kompatibel und problemlos unter DOS. Die Elsa verfügt neben 4MB schnellem VRAM über einen hochwertigen 220MHz RAMDAC und einer ausgezeichneten Bildqualität. Ich hatte auch überlegt, eine Elsa Winner mit S3 Virge VX zu nehmen, aber irgendwie wirkt der Virge auf mich mit dem integrierten RAMDAC wie ein Spar-Chip und die Video-"Features" waren im Vergleich zum 968 beschnitten. Dieser PC soll eine Grafikkarte mit externem RAMDAC haben - also wird es die Elsa Winner 2000 Pro-X 4MB mit originalem Elsa Treiber.
Für 3D Unterstützung sorgt eine Diamond Monster 3D, für die ich auch den letzten, originalen Diamond Treiber installiere - wenn schon, denn schon. Leider funktioniert mit diesem Treiber die 3D Unterstützung bei FinalReality nicht, weitere Probleme oder Inkompatibilitäten hatte ich nicht beobachtet.
Der Colani Desktop hat sehr eingeschränkte Möglichkeiten, ein CD-ROM Laufwerk zu integrieren, unmöglich ohne die Optik zu verletzen. Grlücklicher Weise gibt es SCSI zum bequemen Anschluss externer Laufwerke bei voller Geschwindigkeit. So bekomme ich auch an diesem PC Zugriff auf die Daten, die ich mittels Jaz-Disks zwischen meinen Retros austausche. In deisem Zuge umgehe ich mit einer SCSI Festplatte auch bequem den Bug im onboard IDE Controller. Bei SCSi setze ich immer auf Adaptec, die haben die solideste Treiberunterstützung. Den externen Wide-Anschluss am 2940UW muss ich noch mittels Adapter mit integrierter Terminierung der oberen 8bit auf den nötigen Narrow Bus konvertieren bevor ich meine externen Laufwerke anschließen kann. Die interne Festplatte ist eine Quantum Atlas (Wide-SCSI) mit zeitgemäßen 4,3GB Kapazität, zeitgemäßer Geschwindigkeit und zeitgemäßem "Sound".
Der Sound der Retro-Kisten ist bekanntermaßen eine "Wissenschaft für sich". Ich wollte OPL3 und ansprechenden GM Sound in einer Karte haben. Eine AWE32 oder 64 böte sich direkt an, aber die habe ich für einen anderen PC vorgesehen. Außerdem ist der GM-Sound aus dem AWE-Wavetable nicht rundum ansprechend. Eine absolut geniale Karte dieser Zeit ist die Turtle-Beach Tropez Plus. Ich musste eine Weile nach dieser Karte suchen und auch einen premium Preis dafür bezahlen, aber es hat sich definitiv gelohnt. Einziges Manko ist die Installation der Windows Treiber. Das geht bei der AWE32 besser (übersichtlicher/einfacher). Dafür bietet die Tropez 100% SB Pro Kompatibilität unter DOS und Windows mit einem glasklaren Sound, ohne DMA Knacken oder sonstwas. Und der GM-Wavetable klingt und funktioniert ebenfalls hervorragend.
Die endgültige Konfiguration sieht wie folgt aus:
- Gehäuse: Highscreen Colani Desktop 1993
- Mainboard: intel Premiere II / PCI - Plato
- CPU: intel Pentium MMX Overdrive 166 MHZ
- RAM: 4x 32MB 60ns EDO (Hyundai)
- SCSI Controller: Adaptec 2940UW
- Netzwerkkarte: 3Com Etherlink III Combo ISA
- Grafikkarte: Elsa Winner 2000 Pro-X / 4MB
- Soundkarte: Turtle Beach Tropez Plus
- Festplatte: Quantum Atlas II XP34550W (SCSI)
- CD-ROM: extern Yamaha CRW426S
- Floppy: 5,25" + 3,5"
- MS IntelliMouse PS/2 / Seriell / Cherry G81 PS/2 an DIN
Gehäuseansichten
Grafikkarte
3dfx Voodoo1
Soundkarte
Netzwerkkarte
Die Geschwindigkeit des Systems liegt in etwas zwischen einem schnellen (Triton mit PB-Cache oder ähnliches) Pentium 133 und einem Pentium 166 (ohne MMX). Unter DOS bremst die Grafikkarte etwas, wenn man auf diesem Niveau von bremsen sprechen kann. Die angepeilten SVGA Spiele (Weltraum-Simulationen) laufen alle flüssig, vielleicht nicht mit 60FPS, aber das war damals auch nicht üblich. Auch alle 3D Spiele, die ich probiert habe aus der Zeit bis Anfang 1998, laufen ausgezeichnet. Bei der Einrichtug der IntelliMouse hatte ich noch so einen schönen Moment, als dann endlich das Wheel lief - das ist sooo nützlich. Ich bin tatsächlich rundum zufrieden. Dieser PC reiht sich perfekt ein zwischen meinem DOS 6.22 486 DX2/66 und meinem Win98 Athlon 700 - ich bin rundum zufrieden!
Benchmarks (Phils DOSBENCH):
- 3DBench: 104,6
- Chris3D low: 85,5fps
- Chris3D high: 32,8fps
- PCP low: 33,1
- PCP high: 17,3
- Doom: 1303RT (57,3fps)
- Quake: 29,2fps
3D Spiele (Windows)
- GLQuake 0,98 @640x480x16bpp: 27,9fps
- Tomraider: flüssig
- NFS2: flüssig
- WC Prophecy: flüssig
- Turok: flüssig
- Jedi Knight: flüssig