Achtung Baustelle: Reparatur des IBM 5155

  • Von vielen sicherlich schon lang ersehnt - nun ists endlich soweit:


    Heute fange ich an, mich mit dem IBM 5155 zu beschäftigen, den ich von BarFly erhalten habe. Nochmal vielen Dank dafür!

    Der Rechner ist nicht funktionsfähig. BarFly 's Einschaltversuch endete in einer kleinen Explosion.


    Die Reise hin zu einem hoffentlich irgendwann wieder funktionierenden PC Portable, auf die ich euch hier in diesem Beitrag mitnehmen möchte, beginnt also erst mal mit einer gründlichen Bestandaufnahme und vielen Bildern.



    1. Äusseres:


    Auf den ersten Blick sieht mal alles recht okay aus. Bernsteinmonitor, 360k Diskettenlaufwerk, Seagate Festplatte. Soweit so gut.

    Rundum gibts natürlich teils starke Gebrauchsspuren, klebrige Flecken von "irgendwas" (wahrscheinlich aufgelöste Gummifüßchen eines anderen Geräts, das mal darauf stand), sowie leider fehlende Gummileisten links und rechts. (Hierauf steht der Rechner, wenn er geschlossen ist und hochkant abgestellt wird.) Nur noch Reste des verklebten Schaums sind vorhanden.

    Auf den Bildern habe ich die Tastatur bereits abgenommen. Die Rückseitige Faltklappe ist noch dran und in gutem Zustand.

    Auf einen Einschalttest verzichte ich, da der Rechner schließlich aufgrund einer kleinen "Explosion" bei mir landete. Deren wahrscheinliche Ursache wird uns im Laufe des Beitrags noch begegnen.



    Die Tastatur (die sich im übrigen noch toller anfühlt, als eine Modell M) zeigt sich ebenso gezeichnet von der Zeit. Sie wird mittels eines Spiralkabels mit dem Rechner verbunden, für das es in der Tastatur ein Staufach gibt.

    Das Kabel selbst ist recht gut erhalten, jedoch ist die Rastnase des RJ Steckers (natürlich) abgebrochen. Scheinbar hat auch mal jemand versucht, die graue Blende der Tastatur abzuhebeln. Hiervon zeugen Risse und Druckstellen an der Oberseite entlang des Kante. Das Positive: Alle Tastenkappen, das schicke IBM Logo sowie beide Klappfüßchen, mit denen die Tastatur gleichzeitig auch an der Zentraleinheit befestigt wird, sind noch da.

    Auf der Unterseite fehlen bereits einige Gummifüßchen.








    Gleich geht's weiter...



  • 2. Jetzt wirds spannend - Das Innenleben:


    Genug der Äußerlichkeiten. Auf die Inneren Werte kommt es an.

    Also weg mit der Außenhülle, die von 6 Torxschrauben an der Vorderseite gehalten wird. Sobald man diese entfernt hat, lässt sich die Abdeckung im aufgestellten Zustand nach oben abziehen.

    Zum Vorschein kommt eine weitere Hürde, die den Zugriff aufs Innenleben versperrt. Der Rechner ist gebaut wie ein kleiner Panzerschrank und rundherum vollkommen blechverkleidet.



    Diese ganzen Blechverkleidungen sind geschraubt, teils mit zig verschiedenen Schraubentypen. Für den Anfang ist man mit den für IBM typischen Schlitz-/Sechskantschrauben konfrontiert.

    Schaut man sich die Schrauben genauer an, stellt man fest das der Rechner schon sehr häufig geöffnet worden sein muß. Sie sind schon stark abgenutzt.



    Ist die erste Runde der Schrauben entfernt, lässt sich die linke Blechabdeckung nach oben abnehmen und man landet in der "Computerabteilung".

    Hier verbergen sich die Laufwerke, Erweiterungskarten und natürlich das Mainboard.



    Kennern von IBM Systemen wird es gleich auffallen: Das ist definitiv kein unberührter Rechner, sondern eher der Typ "Schrauberkiste".

    Meine Vermutung beim Anblick der ausgeleierten Schrauben war also richtig.

    Lediglich beim Floppycontroller und dem Color Graphics Adapter und glücklicherweise dem Mainboard handelt es sich noch um IBM Originalplatinen, alles andere sind (teils recht interessante) Nach- und Umrüstteile.

    Auch die Festplatte fand erst später ihren weg ins System. Ab Werk waren hier wohl zwei Diskettenlaufwerke verbaut.

    Die Schrauben des Diskettenlaufwerks, das für die Fesplatte geopfert wurde, wurden für diese wiederverwendet. Derjenige der das tat, hatte hierbei mehr Glück als Verstand. Warum dies so ist, zeige ich etwas später.


    Die Karten wurden mittels Edding nummeriert und auch auf dem Kabel des Diskettenlaufwerks hat unser unbekannter Bastelfreund von Einst seine Spuren hinterlassen.

    Schon auf dem ersten Bild des Innenlebens sieht man "Das Böse" schlechthin: Einen Tonnenakku!!!

    Mal nicht von Varta, sondern "Noname" in poppigem Orange. Diese Farbe wird mich in dem Rechner sicher noch eine Weile begleiten.




    Jetzt aber Raus mit den ganzen Karten...

    Was haben wir denn da schönes:


    Einen MFM Harddisk Controller der Fa. Longshine, Typ LCS-6210D



      

    Eine 256k RAM Erweiterung mit serieller Schnittstelle und Uhr, und somit leider mit dem BÖSEN Tonnenakku!

    Hoffentlich lässt sich diese Karte reinigen, ggf. reparieren und noch nutzen.




    Der original IBM Floppycontroller.




    Eine Seriell / Parallel Karte der Fa. Tatung, PWB-2010




    Der original IBM Color Graphics Adapter, auch bekannt als CGA-Grafikkarte.





    Kaum sind alle Erweiterungskarten aus dem engen Gehäuse befreit, offenbart sich der Blick auf die ISA Slots.

    Deutlich erkennbar ist hier der Grünspan den unser böser Tonnenakku verursacht hat und etwas weniger deutlich, die Ursache der kleinen Explosion. Einen der dreibeinigen Tantals, ebenfalls in poppigem Orange,

    hat es bereits gesprengt. Ich bin gespannt, ob es der einzige bleibt.



    Also, weiter geht das fröhliche Zerlegen des tragbaren Ungetüms.

    Um an das Mainboard zu gelangen müssen erstmal die Laufwerke aus dem Weg.

      

    Diese sind beidseitig mit den tollen IBM Sechskantschrauben (diesmal OHNE Schlitz) mit dem Spritzguss des Gehäuses und links mit einem Haltewinkel aus Blech verschraubt.

    Auf der rechten Seite passte mein kleiner Steckschlüssel gerade so rein, so das ich die Laufwerke recht problemlos ausbauen konnte. Eine gut sortierte Werkzeugtasche ist eben was Wert.


    Diskettenlaufwerk und Festplatte zeigen sich optisch recht gut erhalten. Ich bin gespannt ob sie noch ihren Dienst verrichten.


    Beim Ausbau der Festplatte sind mir wie vorhin Erwähnt die Schrauben des an dieser Stelle ehemals montierten Diskettenlaufwerks negativ aufgefallen. Sie sind extrem lang.

    Dies ist an den drei Punkten, wo sie sich am dicken Spritzgussteil des Gehäuses befinden gerade so noch in Ordnung. Jedoch am vierten Punkt, der durch den dünnen Blechwinkel zur Verfügung gestellt wird, ergibt sich daraus eine tödliche Gefahr für andere Laufwerke, als das originale IBM Diskettenlaufwerk. Die lange Schraube hätte beinahe einen IC gekillt. Sie hat ihn Glücklicherweise nur oberflächlich erwischt und ihr Gewinde in dessen Oberseite "graviert". Wäre es einen halben mm anders montiert, wäre die Welt um eine ST-225 ärmer gewesen!

    Auch die Schraube im Bereich des Steppermotors liegt satt an dessen Einfassung an.

    Derjenige der den Einbau der Festplatte ursprünglich vornahm, ist sich dieser Gefahr wohl nicht bewusst gewesen.


    Um zu verdeutlichen, wie knapp das Ganze war, habe ich mal die Platine der Festplatte abgeschraubt und die Schrauben wieder ungefähr so hineingedreht, wie sie das auch im montierten Zustand im 5155 waren.

    Die Spuren am IC sind deutlich zu sehen.





    Nach dem beide Laufwerke nun draußen sind, ist der Blick auf das Mainboard schon viel freier. Es wird von zwei Schrauben und einigen Abstandhaltern an seinem Platz gehalten.


    Die erste Schraube befindet sich oberhalb des Tastaturanschlusses und ist wie gewohnt zu entfernen.

    Aufgrund der Enge des Gehäuses hat IBM sich für die zweite Schraube eine sehr interessante Winkellösung einfallen lassen. Die Schraube ist so durch den unteren Laufwerksschacht hindurch von vorne erreichbar.

    Ist auch diese Schraube entfernt, muss lediglich noch der Stecker des PC Speaker ausgesteckt werden und das Mainboard lässt sich zur Seite herausschieben.


      




    Und hier ist der Star des Beitrags: Das Mainboard!

    Bis auf den kleinen orangefarbenen Knallkopf und den Grünspan an einem Slot, zeigt es sich von oben und unten gut erhalten.

    Die bis Dato unversehrten Brüder des kleinen Dreibeiners werde ich vor Inbetriebnahme des Boards, die wohl zunächst ausserhalb des 5155 stattfinden wird, gründlich durchmessen und ggf. ebenfalls austauschen.


      


      



    Der Arbeitsspeicher Onboard kann maximal 256k betragen und besteht vollständig aus Chips der Fa. Inmos, deren Größe ich noch ermitteln muß.




    Die "Computerabteilung" des Gehäuses ist nun leer. Als nächstes geht es darum, in die Bildschirm- und Netzteilabteilung vorzudringen, um auch dort nach dem Rechten zu sehen.

    Gespannt bin ich insbesondere auf das Netzteil, die ja im Desktop Bruder IBM 5160 für die furchtbaren Papierkondensatoren der Fa. RIFA bekannt sind.




    Das öffnen Der Bildschirmabteilung beginnt damit, mal wieder einen neuen Schraubentyp begrüßen zu dürfen....


    An allen Ecken und enden davon gibt es kleine Torxschrauben, mal mit und mal ohne Mittelstift. Gut das ich in zwischen allerhand Sorten Schraubendreher in meiner Werkzeugtasche zur Verfügung habe.

    Hat man endlich alle gefunden, lassen sich die Bleche recht leicht abnehmen und man hat freien Blick auf eine nette kleine Bildröhre und ihre Elektronik. Beides zeigt sich optisch altersmäßig gut erhalten.



    Ich bin mal guter Dinge, was den Bildschirm betrifft. Sollte er irgendwelche schwächen zeigen, muß ich hier dann gezielt ran, aber für das erste bin ich mit diesem Einblick mal ganz zufrieden.

    der Lüfter im Hintergrund gehört bereits zum Netzteil. Dessen Innenleben gilt es jetzt noch zu untersuchen.


    Der Ausbau des Netzteils ist ein Abenteuer für sich. Nicht nur das wir hier drei weitere Schraubentypen begrüßen dürfen, so müssen auch die Kabel die Mainboard und Laufwerke mit Strom versorgen, vom unterboden her freigelegt werden. Um an die Kabel zu kommmen, muss man den Apparat zunächst mal umdrehen. Hier findet sich ein geschraubter Kabelschacht, den man ausbauen muß.

    Ist er entfernt, findet man darunter neben den Kabeln auch eine Steckverbindung "P12" für die Stromversorgung des Monitors. Diese muß, ebenso wie die des Lüfters "P13" abgesteckt werden.


    Hat man all dies geschafft, muß man nur noch den ganzen Wust an Kabeln, die gute 60cm lang sind, durch eine recht Enge Durchführung ziehen und nochmals mehrere Sorten Schrauben aus dem tragbaren Blechkasten drehen, um das Netzteil endgültig vor sich liegen zu haben.



    Mit dem Blick ins Netzteil gehts gleich weiter...

    3 Mal editiert, zuletzt von Ranger85 ()

  • Das Netzteil selbst ist, natürlich, auch wieder mit einer anderen Sorte Schrauben verschlossen.

    Doch das kenn ich ja heute schon...


    Als es endlich offen war, war ich doch recht erleichtert. Keine gewölbten oder ausgelaufenen Elkos und vor allem keine RIFA's ! Sehr gut. Die X2 Kondensatoren sind hier bereits ein hochwertiger Folientyp. Das Netzteil macht insgesamt einen robusten und ordentlichen Eindruck und wird hoffentlich funktionieren. Zwei Potis zum justieren der Spannungen hab ich entdeckt, ebenso vorbildlich ist das aufgeklebte Pinout.



    Der Rechner ist nun ziemlich leer und für heute hab ich genug geschraubt. Zeit für mindestens einen Kaffee...




    Als nächstes werde ich mich ans Mainboard machen... damit geht es hier dann in den kommenden Tagen weiter.


    Unterdessen mache ich mir bereits Gedanken wie es mit dem Rechner weitergeht, wenn er denn mal läuft.

  • Hallo,


    Ranger85

    wenn ich das hier so lese, dann bin ich froh dir diese 'Aufgabe' übertragen zu haben ;)

    Ich selber wäre da hoffnungslos überfordert gewesen.

    Nun sitze ich da und freue mich auf weitere Berichte von dir :thumbup:

    Ciao BarFly

    "I have a faint cold fear thrills through my veins, that almost freezes up the heat of life." - William Shakespeare

  • Neuigkeiten:


    Das Mainboard lebt!


    Nachdem ich den kleinen dreibeinigen Bösewicht ausgelötet hatte, und sich seine zahlreichen anderen orangefarbenen Freunde beim durchmessen unauffällig zeigten,

    wagte ich eben einen kleinen Versuchsaufbau an meinem üblichen Testnetzteil. Ganz spartanisch nur mit einer VGA Karte und PC Speaker.

    Also, erstmal vorsichtig einschalten und etwas auf abstand gehen. (Die Tantals können gut fliegen!)



    Dann: Pieeeep.... und es erscheint ein Bild! :Banana




    Ich werde nun ein neues Exemplar einlöten und die weiteren Komponenten testen.


    Das Board hat 256k RAM, wie erwartet.

    Ergibt zusammen mit der noch zu reparierenden Eweiterung, sofern sie noch funktioniert, 512k. Bisschen Mager. Ich hätte gerne 640k.


    Hat jemand eine RAM-Erweiterung mit 384k übrig?

  • Manchmal ists gut, skeptisch zu sein.


    Eben wollt ich das Diskettenlaufwerk testen und hatte schon den Floppy Controller in der Hand um ihn aufs Board zu stecken.

    Doch dann dachte ich, ne - mess' lieber vorher mal die beiden Dreibeiner durch.


    Und siehe da: Ein Exemplar kompletter Kurzschluss! Das hätte mit Sicherheit schön geknallt an meinem kräftigen Netzteil.

    Also, auch ersetzen. Vielleicht sollte ich den kleinen Knaller für Silvester aufheben... :whistling:



        

  • Zitat

    Hat jemand eine RAM-Erweiterung mit 384k übrig?

    Ich habe bedingt für dich das in Angebot.. Problem ist halt unbekannte Bestückung des 512k Karte.

    Zitat von Matt's Flohmarkt

    512kb Arbeitspeicher-Karte für XT Computer zum selber löten.

    Leider habe ich keine Bauteile-Liste. Vielleicht hat jemand bessere Foto als dieser Bild. (Frage in Vogons ist raus, aber es bleibt wohl ungelöst.)

    512kram card.jpg

  • Da sich an meinem 5155 damals das Mainboard verabschiedet hat, bevor ich mich an den Lötkolben getraut habe, verrichtet dort drin ein originales 640KB IBM XT Mainboard seinen Dienst. Im Nachhinein finde ich die Lösung auch äußerst praktisch, da so keiner der langen Steckplätze für eine Speichererweiterung draufgehen muss.

  • Ich finde den von Kanpai vorgeschlagenen Mod auch gut, die LoTec Erweiterungskarte wäre allerdings noch weniger Arbeit und auch ohne Arbeit reversibel... Aber du wirst schon entscheiden, was am meisten Sinn für dich macht! :)

    root42 auf YouTube


    80486DX@33 MHz, 16 MiB RAM, Tseng ET4000 1 MiB, GUSar Lite & TNDY & SnarkBarker, PC MIDI Card + SC55 + MT-32, XT CF Lite, OSSC 1.6

  • Ich finde den von Kanpai vorgeschlagenen Mod auch gut, die LoTec Erweiterungskarte wäre allerdings noch weniger Arbeit und auch ohne Arbeit reversibel... Aber du wirst schon entscheiden, was am meisten Sinn für dich macht!

    Die Karte hab ich zunächst auch im Blick gehabt. Jedoch ist die Modifikation am Mainboard auch nahezu Spurlos entfernbar. Sofern wenn man das denn je wieder will?

    Weniger als 640k bringen doch schon sehr viele Einschränkungen mit sich. Wobei ich wahrscheinlich den Pin-Header für den Jumper einlöten werde, anstatt die Kabelbrücke unter den IC zu klemmen. Ist eleganter und flexibler.

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