Einige von euch wissen ja, das mein Einstieg ins Berufsleben bei Vobis stattgefunden hat.
Auch meine Leidenschaft für die „uralten“ Rechner wurde dort (dank betriebseigener Gitterbox) entfacht.
Trotzdem, oder gerade deswegen, bin ich nie ein „Highscreen-Fanboy“ gewesen. An vielen Highscreen Gehäusen hatte ich immer irgendwas auszusetzen.
Manche haben mir optisch nicht gefallen, was besonders die damals aktuellen Exemplare oder auch deren Vorgänger mit dem grünen „ecokey“ betraf.
An anderen hingegen haben mich Dinge wie zum Beispiel der orangefarbene Halter für Erweiterungskarten doch mehr gestört als begeistert.
Aber EIN Gehäuse hatte es tatsächlich geschafft, nicht in meine Missgunst zu geraten:
Dies ist der erste InduS Tower von 1994.
Durch eine beiläufige Bemerkung hier im Forum irgendwo, wurde lobot_0815 darauf aufmerksam, das mir dieses Modell gut gefällt,
ich jedoch seit Jahren nirgends mehr eines davon zu fassen bekam.
Doch so ein Exemplar hatte er tatsächlich übrig und es mir freundlicherweise angeboten.
Da musste ich natürlich nicht lang überlegen.
Denn schon optisch gefiel es mir richtig gut, seit ich es das erste mal sah.
Es ist schlicht und geradlinig, was ich immer sehr bevorzuge. Die Front hat keine unnötigen verspielten Details und wirkt sehr flach.
Der große Netzschalter ist eine Sensation und erinnert an IBM. Ein dreistelliges MHz Display gibt's im elegant grau abgesetzten Bereich, in dem auch die LEDs und Taster untergebracht sind, noch obendrauf.
Fast so schön, aber eben nur fast, fand ich den 1992er Tower. An diesem ist mir die Front etwas zu „grob“ geraten, weswegen ich das 1994er Modell hier immer bevorzuge.
Innen findet sich sehr viel Platz im Gehäuse sowie eine gelungene Aufteilung.
Gleich drei von außen zugängliche 3,5 Zoll Schächte und dazu fünf in der Größe 5,25 Zoll, wie es sich für einen anständigen Bigtower gehört.
Die einzeln abnehmbaren Seitenteile sind hier noch in der gleichen Bauart wie beim 1992er Modell, was SEHR GUT ist.
Diese Türen lassen sich leicht öffnen, leicht abnehmen und vor allem auch wieder leicht montieren.
Die Federkontakte zur Erdung der Seitenteile halten hier bombenfest und fallen nicht dauernd heraus, wie bei späteren Modellen.
Nun steht er hier, der 1994er InduS Tower und darüber bin ich echt glücklich!
Die Erste Bestandsaufnahme am Freitag, nach dem Versand in wirklich toller Verpackung, war direkt die nächste Überraschung.
Der Zustand ist erstaunlich gut!
Das meiste ist Verschmutzung, keine größeren Schäden zu sehen. Sogar die Standfüßchen sind noch dran.
Im Inneren ist auch noch etwas Hardware verborgen:
Ein 486er Mainboard ohne CPU und Speicher, eine VLB Grafikkarte, ein Mitsumi CD-ROM, eine Seagate Festplatte und ein Diskettenlaufwerk von Chinon.
Ein großes AT Netzteil mit 200 Watt und Panasonic Lüfter „PanaFlo“, der einen ruhigen Lauf im Betrieb verspricht, runden den positiven Gesamteindruck ab.
Bevor ich mich ans Zerlegen und Reinigen mache, muss natürlich ein erster Test erfolgen.
Dem Board fehlen RAM und CPU, ob es funktioniert steht in den Sternen.
Also hab ich schnell einen DX-33 und ein FPM Modul herbeigeholt und montiert.
Wenn es nicht funktioniert, wäre das halb so tragisch, denn meine Idee mit diesem Rechner geht eigentlich in eine etwas andere Richtung.
Nach einer nochmaligen kurzen Durchsicht, ob alles an seinem Platz ist und normal aussieht, wird der Rechner angeschlossen und eingeschaltet.
Sofort tut sich was: Eine 3er Version vom Award BIOS begrüßt mich und weist dezent darauf hin, das die Batterie leer ist:
Die Batterie ist übrigens keine Varta-Tonne sondern eine Knopfzelle mit Lötfahnen, die keine Sauerei hinterlässt. Eine Sorge weniger.
Kurzerhand wechsle ich ins Setup und stelle die wichtigsten Parameter ein.
Nach einem Neustart bootet das System von seiner 250 MB großen Festplatte, auf der es jedoch kaum was zu sehen gibt.
Eine ziemlich nackte DOS 6.2 und WfW 3.11 Installation mit vielen fehlerhaften Dateiverweisen.
Der Grund dafür dürfte eine fehlgeschlagene Windows 95 Installation sein, deren Spuren im Hauptverzeichnis der Festplatte deutlich sichtbar sind.
Persönliche Dateien oder ähnliches finden sich auch nicht.
Nur eine alte Diskette, die sich im Laufwerk befand und der Datenträgername „Gaby“ der Festplatte, lassen Rückschlüsse auf eine mögliche frühere Besitzerin zu.
Nun wollte ich das Board vor dem Einmotten noch etwas beschäftigen und holte meine Disketten mit diversen Benchmarks.
Ich legte eine Diskette ein, wechselte auf das Laufwerk A: und wollte mein Benchmark starten...
Doch stattdessen bekam ich ein freundliches „Sektor nicht gefunden“ zurück.
Ahhhja. Okay, andere Diskette... selber Effekt. Hmm...
Wahrscheinlich ist das Laufwerk verschmutzt - ich schau also mal rein...
Das Diskettenlaufwerk war dank des praktischen Gehäuses schnell ausgebaut und geöffnet.
Im inneren dann die nächste Überraschung: Das Laufwerk ist super sauber. Kaum Staub drin und auch sonst macht alles einen guten Eindruck.
Trotzdem holte ich ein Wattestäbchen und etwas Isopropylalkohol um die Leseköpfe zu reinigen. Schließlich funktioniert ja irgendwas nicht, was auch zunächst so bleiben sollte.
Denn auch nach der Reinigung und dem wieder anschließen an den Rest des Rechners blieb der Fehler bestehen.
Ein Blick auf die Diskette mit Hilfe eines anderen Rechners bestätigte deren volle Funktion.
Im Keller holte ich ein anderes Diskettenlaufwerk und schloss es an, um damit erneut exakt den gleichen Effekt festzustellen.
Meine Disketten werden vom Rechner nicht richtig gelesen. Sehr seltsam...
Meine Diskette, mein Laufwerk und auch das original Laufwerk des Rechners waren in Ordnung, aber was ist es denn hier nicht?
Nun gut, es war in zwischen Freitag Abend geworden und das Abendessen wollte aus dem Backofen.
Also genug gespielt, am nächsten Tag sollte es weiter gehen.