Und nun zum Wiederaufbau:
Hintergrund / Prosa
Für mich geht’s jetzt weiter in die Vergangenheit Richtung meiner Ursprünge. Gestartet bin ich zwar mit einem 286/16 aber wirklich gute Erfahrungen und Erinnerungen machte ich erst nach der Aufrüstung im ersten Quartal 1993 zum 386er. Endlich funktionierte das Speichermanagement mit EMM386 und in Dune2 hörte endlich die Ruckelorgie im Endlevel auf.
1992 war ich jeden Samstag bei Escom und Vobis und stöberte in den Geschäften – und träumte von einem 386er. Vor allem diese Vobis Gehäuse mit ihren MHz Anzeigen und typischen HDD-Wechselrahmen fand ich immer schick.
Die Aufrüstung zum 386er machte damals noch ein „Profi“ mit eigenem Geschäft, das war die erste und letzte Aufrüstung, die ich nicht selbst machte. Ich hatte das Gehäuse natürlich gleich geöffnet und reingeschaut – es hatte eine Weile gedauert, bis ich damals in meiner Naivität den Prozessor identifiziert hatte, da die Chipsatz ICs deutlich größer sind als die CPU. Beeindruckt hatte mich damals der im Vergleich zum 286er filigranere Aufbau und die QFP Chips.
Mein erster 386er bestand dann aus:
- Gehäuse: No-Name Desktop (ohne MHz Anzeige)
- Board: Shuttle HOT 307H (128kB Cache, 4MB RAM), ULSI 387 ab Herbst 1993
- HDD: WD AC2250
- Grafikkarte: Cirrus Logic GD5422 1MB (ab Sommer 1993)
- Soundkarte: SB16 ASP (ab Herbst 1993)
- CD-ROM: Philips CM-206 (irgendwann Anfang 1994)
Ich erinnere mich noch gut an diesen wahnsinnigen Performance Sprung und den schnellen Tick-Sound beim Hochzählen des RAMs. Ich bekomme heute noch glasige Augen, wenn ich an diesen Moment denke. Mein damals bester Freund hatte einen Cache-losen 486 SX/25 im Colani Desktop, wir hatten immer gewetteifert, wessen PC schneller ist – ich glaube es war meiner
Grund genug um beim günstigen Angebot eines Komplettsets für einen schicken Highscreen Kompakt III zuzuschlagen (s.o.)
Board: Shuttle HOT 307H
Die Reinkarnation meines Jugendbegleiters sollte sich im zeitlichen Rahmen von 1993 bewegen und auf diesem besonderen Board mit diesem typischen AMI BIOS fußen. Ab und an ist heute noch ein Exemplar erhältlich, dass aufgrund der damaligen Akku-Technik die üblichen Schäden aufweist. Wenn man ohnehin bereits die Reparatur mit der Lötstation angeht, kann man auch gleich diesen systematisch verbauten „HW-Bug“ des fehlenden, eingesparten Dirty-Tag beseitigen (siehe hier). Und die Aufrüstung des Cache auf Maximalausbau von 256kB ist auch nicht mehr so unerschwinglich wie damals. Der ISA Bus wird auf 10MHz konfiguriert und die (wenigen) BIOS Einstellungen gemaxt.Abgerundet wird das ganze mit mehr als ausreichenden 8MB RAM.
Das ursprüngliche Board des Sets, ein ABIT FA3 mit ALI M1419 hat leider einen defekten Cache Controller im Chipsatz. Mit installiertem Cache ist es in keiner Konfiguration zum vollständigen Boot ins DOS zu bewegen. Sehr schade, den das BIOS unterstützt bereits einen 486DLC und die CPU ist gesockelt.
Grafikkarte: Paradise WD90C31 ISA
Eine der schnellsten und kompatibelsten ISA Grafikkarten. Die gabs damals 1992 auch immer im VOBIS Flyer und war mit knapp 300,- DM auch immer etwas teurer als die „billige“ ET4000 für 200,-DM. Mit 1MB RAM schafft sie in meiner Lieblingsauflösung 800x600 noch Hi-Color.
Soundkarte: Logitech Soundman (PAS16 Basic)
Als die Kumpels auf dem Schulhof von ihrem 8Bit Soundblaster Pro schwärmten, habe ich noch den PC-Speaker genossen und in den Zeitschriften von dieser 16Bit Soundkarte ProAudiSpectrum16 gelesen, die auch die hintere Leiste des ISA-Slots bestückt hatte - die brauchte ich. Ok es kam dann 1993, als ich das Geld zusammen hatte, von Creative die SB16 raus, also kaufte ich mir diese neue Creative Karte. Aber eine PAS16 wollte ich trotzdem mal ausprobieren. Die passt perfekt in diesen 386er und hat OPL3 Sound. Der Tausch der ElKos hatte ihr sehr gut getan, die Lautstärke des Ausgangs war vorher sehr gedämpft.
Festplatte: Conner CFA 540A
Eigentlich sollte es eine 420MB WD Caviar (WD AC2420) aus der gleichen Serie meines alten 386ers werden, aber diese alten WD-Platten wollen heute einfach nicht mehr so zuverlässig andrehen. Die nächste Platte meiner Jugend war eine Conner CFA 850A Anfang 1995 im 486er. Da dachte ich mir, warum nicht die 540er Version dieser Serie für den 386er holen. Diese Serie funktioniert noch recht verlässlich, ist mit ihren 5400U/min recht flott und hat einen wirklich schönen Sound.
CD-ROM: AppleCD 300 mit Sony Double Speed
Zunächst wollte ich ein Panasonic CR-562B mit CT1810 I/O Controller verbauen. Leider möchte mein Laufwerk die CD-ROMs nicht andrehen. Die ElKos hatte ich getauscht, hatte aber nichts geholfen. Der Treiber hatte das Laufwerk gefunden, bringt aber nichts, wenn die CDs nicht gelesen werden. Nagut, dann mache ich eben das beste aus der Situation und verbaue ein externes SCSI Laufwerk wodurch wieder der Platz für das 5,25“ Floppy im Gehäuse frei wird. Ich wollte unbedingt ein Sony Single- oder Double-Speed mit Caddy. Glücklicher Weise gibt es die in einem der schicksten externen CD-ROM Gehäuse von Apple vergleichsweise häufig. Mein erster Kauf eines AppleCD 150 hatte sehr starke Korrosionsschäden durch irgend eine Flüssigkeit im Inneren und war nach intensiver, liebevoller Reinigung und frischem Elektrolyt leider nicht zur Funktion zu bewegen. Das AppleCD 300 läuft nach dem ElKo Tausch prima am Adaptec 1542C und nimmt auch klaglos meine gebrannten CDs. Das Sony Laufwerk hat, damals typisch für Sony, unterschiedliche Klappen für „frei“ und „Caddy loaded“ und verschleißt beide Zustände einigermaßen staubdicht – cool.
I/O Controller / Netzwerkkarte
Für Floppy und Schnittstellen gab es im ursprünglichen Kompakt III jeweils einen einzelnen Controller. Diese beiden Karten verwende ich einfach weiter, somit bleibt noch etwas original Für SCSI habe ich noch einen Adaptec 1542C von 1993 im Fundus. Es hätte auch ein einfacher Controller (z.B. 1510) ohne BIOS gereicht, aber die hatte ich neulich weggegeben.
Die Netzwerkkarte ist gezielt keine 3Com. So eine NE2000 mit Realtek Chipsatz hatte ich damals auch, allerdings erst im Pentium.
Floppy
Jeweils Teac 3,5“ und 5,25“ HD Floppy mit grauer Front, was den PC noch nostalgischer wirken lässt.
Gehäuse: Highscreen Kompakt III Serie
Das Gehäuse war Teil des 386ers, den ich im Set mit Monitor, Tastatur (Cherry G81, leider ohne Highscreen Branding) und Maus erwarb. Wie oben bereits geschrieben, fand ich dieses Gehäuse schon immer äußerst schick mit dem typischen HDD-Wechselrahmen und der MHz Anzeige. Außerdem hat es einen hochwertigen und praktischen Aufbau. Beim originalen Netzteil habe ich die ElKos getauscht und die Qualität der Spannungen mit dem Oszi geprüft – top, bleibt drin.
Monitor: Highsreen SV-28/3
Ebenfalls ein Teil meines Setkaufs. Dieser 14“ Monitor bietet eine richtig knackige Bildschärfe. Die Geometriekorrekturen sind sehr dürftig über Drehrädchen, aber ok, in der Klasse üblich. Ein wirklich sehr passender Monitor für das 386er Erlebnis – Da kommen Erinnerungen hoch.
Fazit/Zusammenfassung
Insgesamt war mal wieder der Weg das Ziel. Jede Komponente wurde gezielt ausgewählt und installiert. Der Gebrauchswert liegt für mich darin, ihn anzuschauen, gelegentlich mal anzuschalten und an meine Jugend zu denken. Das Board und das CD-ROM sind vor der Korrosion gerettet und können die nächsten Jahre/Jahrzehnte weiterleben.
Was steckt drin:
- Mainboard: Shuttle HOT-307H (OPTi 391/392), AMD 386 DX/40, Cyrix FasMath 387, 8MB RAM
- Grafikkarte: Paradise WD90C31
- Soundkarte: Logitech Soundman (PAS16 Basic)
- HDD: Conner CFA 540A
- CD-ROM: AppleCD 300
Zum Abschluss noch die oblgatorischen DOS Benchmarks mit Phils Benchmark Suite
- 3DBench: 17,5
- Chris3DL: 8,9
- Chris3DH: 2,9
- PCPBenchL: 4,2
- PCPBenchH: 1,6
- DoomL: 2439
- DoomH: 9283 (einmal „+“ Taste für Fullscreen + HUD)
- Topbench: 105
- Quake 1.06: 2,0
- Norton SI: 43,2