Spoiler: Das was jetzt folgt, ist gaaaaaanz weit entfernt von DOS, aber es ist trotzdem schön
Es ist (m)ein ultimatives Windows XP-System
Mit meinen bisherigen Systemen decke ich bereits viele für mich interessante Facetten und Features der x86 PC-Geschichte seit 1990 ab:
- Bussysteme: ISA/EISA/VLB/PCI/AGP
- Soundstandards: FM (OPL3)/GUS/MT32/GM/GS/XG/EAX
- CPU-Features: 486/Pentium (MMX)/K7, Athlon (3DNow!)/Pentium Pro bzw. III (SSE)/Dual-CPU
- Massenspeicher: Floppy/IDE/SCSI (Fast/Wide/UW/U160)/CD (R/W)/DVD (RAM)/Jaz/Zip
Mir fehlen in dieser Auflistung für mein vollständiges Retro-Erlebnis jetzt noch Schlüsselfeatures wie SLI und Festplatten-Raid.
Eines der Major-Ziele dieses System ist ein High-Performance XP-System für die Windows XP LAN-Partys, die gelegentlich im Freundeskreis stattfinden. Für jüngere Spiele bis ca. 2010 und zur Nutzung der 64bit Features der CPU erstelle ich eine zweite Partition mit dem jüngsten Vintage-Betriebssystem: Windows 7 (64bit).
Der Start für dieses Projekt ist der ASUS Midi-Tower meiner Frau von 2005, der seit 2010 bei meinem Schwager auf dem Dachboden lagerte. Da dieser vorher einen Athlon64 auf Basis einer Sockel 754 Platine beinhaltete, bleibe ich einfach bei einem 2005er Athlon64. Natürlich nehme ich nicht irgend Einen, sondern eine Traumkonfiguration: Sockel 939 mit SLI-fähigem PCIe und die schnellste CPU dafür, den Athlon FX-60 mit zwei Kernen.
Die Basis bildet ein ASUS A8N-SLI Premium mit nForce 4 – SLI Chipsatz und SLI mit 8/8 PCIe Lanes. Dieses Board erhielt von mir ein fast komplettes Kondensator-Refresh – leider noch mit Yageo (Taiwan), die Japanerinnen™ hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht.
ASUS A8N-SLI Premium (nForce 4 SLI)
Ich hätte dem System gerne insgesamt 8GB DDR PC3200 RAM spendiert, was praktisch auch mit 4 Riegeln Reg. ECC Speicher zu je 2GB möglich ist. Mit „nur“ einer Grafikkarte funktioniert dieses Konstrukt auch einwandfrei. Leider sind mit dem Stecken der zweiten Grafikkarte nur noch 4GB nutzbar. Hier wird vermutlich der notwendige Adressraum von der zweiten Grafikkarte verwendet. Dies wird mir mit der Botschaft „installierter Arbeitsspeicher: 8GB (4GB nutzbar)“ sowohl im BIOS als auch in Windows 7 (64bit) angezeigt. Der weitere Betrieb erfolgt dann nur noch mit 2 Riegeln zu je 2GB, was auch den Speichercontroller der CPU etwas entlasten sollte. Was mich am meisten ärgert, ich verletze meine Regel den Speicher mit jedem Schritt zu vervierfachen … Vielleicht stecke ich einfach zwei Grafikkarten mit je 2GB drauf
infineon 2GB PC3200 Reg ECC Riegel
Da dieses System für mich die „letzte“ Gelegenheit ist, ein SLI aufzusetzen, muss hier unbedingt SLI rein. Ich glaube jeder kann sich an die Geforce 8 Serie erinnern, die, als sie Anfang 2007 auf den Markt kam, Kreise um alles bisher dagewesene gerannt ist und neue Standards setzte – eine Geforce 8800GTX, der Traum jedes Gamers … 2007. Schon eine dieser Karten zeigte in den Spielen dieser Zeit einer 1000€ CPU aus 2006 vom Schlage eines Athlon FX-60 ihre Grenzen auf. Oder anders gesagt, diese schweineteure CPU von Anfang 2006 war schon ein Jahr später bei den damals üblichen Auflösungen der 19“ TFTs von 1280x1024 der limitierende Faktor. Das hält mich nicht ab – diese Grafikkarte wollte ich haben und ich werde sie haben
Ein Jahr später gabs nochmal ein Refresh in Form der Geforce 9, darin steckte weitestgehend die selbe Technik wie ein Jahr zuvor, nur etwas fortschrittlicher gefertigt und damit etwas sparsamer. Eine Kombination zweier, sparsamer Geforce 9800GT (Gigabyte „Silent Cell“) mit jeweils 1GB Speicher ist letztendlich meine „Vernunftslösung“ für dieses System. Die Grafikkarten sind laut Prospekt mit besonders hochwertigen und haltbaren Komponenten bestückt und sollen damit weniger Wärme erzeugen und länger halten als Konkurrenzprodukte – genau das Richtige für ein Retrosystem.
das SLI Gespann - 2x GeForce 9800GT
Jetzt fehlt noch das Festplatten-Raid. Das Board selbst bietet bereits ein SW-Raid an, aber für ein System dieser Klasse kommt nur ein ordentliches HW-Raid mit Raid 5 in Frage. Als Basis nutze ich den Adaptec ASR-3405 SAS Raid Controller mit 128MB Cache. Glücklicher Weise bietet das Board die dafür nötige PCIe x4 Schnittstelle.
Auch bei den Festplatten kommt nur High End in Frage. Die eigentliche Herausforderung ist der vorhandene Platz in diesem recht kompakten Gehäuse. Ich fand eine Lösung in einem Festplattenrahmen für 4x 2,5“ Festplatten mit integriertem Lüfter von StarTech. Somit konnte ich die schnellen WD Velociraptor ohne Ihren großen 3,5“ Kühlrahmen nutzen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich auch mal so eine Platte haben wollte? Ich habe mich für die erste Generation dieser Serie aus dem Jahr 2008 entschieden – passend zum System. Mit 300GB Kapazität pro Platte richte ich eine der 4 Festplatten für Windows XP ein und aus den restlichen drei Platten erstelle ich ein Raid 5 Array mit 600GB Gesamtkapazität für Windows 7. Die Auswahl des Bootmediums und damit des Betriebssystems erfolgt im Adaptec BIOS.
Festplatte und SAS Controller
Zum Gehäuse muss ich noch erwähnen, dass der innere Aufbau so gestaltet ist, dass die nicht unerhebliche Abwärme schnell abtransportiert wird. An der Rückseite befinden sich hierzu zwei zusätzliche Gehäuselüfter und an der Front neben den an den Festplatten ein weiterer, der die Luft über eine Airduct (das dicke, schwarze Ding) direkt zu den passiv gekühlten Grafikkarten lenkt. Außerdem habe ich auf einen Top-Blow Kühler für die CPU wertgelegt, damit die Spannungswandler sowie die umliegenden Komponenten eine entlastende Zwangskonvektion erhalten. Da sich die Montage der Kühllösungen für die AMD CPUs seit dem Athlon64 kaum geändert hat, verwende ich einfach einen schicken und leistungsfähigen Kühler eines Ryzen – der leuchtet sogar
Airduct für die direkte Belüftung der passiven Grafikkarten
Ich war anfangs etwas skeptisch, ob das genügt, aber nach mehreren Stunden Dauerbenchmark (prime95 + Furmark) blieb die mittlere Temperatur im geschlossenen Gehäuse unter 45°C und die Grafikkarten-Kühlkörper blieben um 55°C. Am heißesten mit ca. 65°C war der Kühlkörper des SAS Controllers – bei 25°C Umgebungstemperatur.
Blick auf die Kühllösungen
Die Soundkarte ist wieder eine zeitgemäße Creative, diesmal eine X-Fi. Wenn man schon eine 1000€ CPU einbaut, darf die Soundkarte auch etwas gekostet haben. Als passionierter Gamer habe ich natürlich Wert darauf gelegt, dass die Karte über den stark beschleunigenden X-RAM verfügt, den es nur mit den Fatal1ty Varianten gab. Gut, dass man heute für dieses eher nutzlose Extra-Feature nur noch einen Appel und ein Ei bezahlen muss.
SB X-Fi Fatal1ty
Ich habe diesmal nur vier Steckkarten und die Kiste ist voll. Die restliche, notwendige Peripherie befindet sich glücklicher Weise in recht hochwertiger Ausführung auf diesem noblen Board – sollte auch sein, mit dem „Premium“ im Namen
Alle Steckplätze belegt
Das Gehäuse war ursprünglich ohne Füllung recht leicht und wiegt jetzt gefü(h)llt einen Zentner. Das liegt bestimmt am riesigen Netzteil mit seinen gigantischen 550W Das System zieht mit Furmark und Prime95, wenn auch die Festplatten und eines der optischen Laufwerke rödeln, 335W auf der Primärseite (Netz). Ich hatte es anfangs sogar sehr stabil mit einem Enermax EG365AX laufen, das selbe was jetzt in meinem Sockel A System steckt. Scheinbar lief dieses Netzteil sehr an der Kotzgrenze mit starken Rippeln. Nach ca. 20h Betrieb gab es dann beim Spielen von L4D (Left 4 Dead) Abstürze. Bei genauerem Hinsehen hatten fünf weitere Kondensatoren (ich habe zuvor vier auffällige ElKos getauscht) auf dem Board runde Köpfe bekommen. In der Konsequenz hatte ich dann die meisten Elkos pauschal getauscht und ein potenteres Netzteil organisiert.
Jetzt läuft wieder alles perfekt. Ich habe mit der Kiste und den Jungs seitdem L4D 1 und 2 durchgespielt. Das lief völlig flüssig in HD mit vollen Effekten und AA/AF. Auch wenn die CPU bei einigen Spielen bremst, kann man die Reserven der Grafikkarte für die Bildoptimierung nutzen. Und je nach Bedarf kann ich das SLI auch deaktivieren und die zweite Karte für PhysX nutzen und die CPU entlasten.
Das Festplatten-Raid ist ebenfalls eine interessante Sache. Die Festplatten sind dabei sehr leise und tatsächlich das Schnellste, was ich an rotierenden Platten habe. Insbesondere die geringe Zugriffszeit ist auffällig. Leider ist alles, was nicht SSD ist, heute einfach nur lahm. Insbesondere unter dem recht modernen Windows 7 spürt man die Differenz zwischen der vorhandenen Leistung und der persönlichen Erwartungshaltung schon recht deutlich. Ich habe in meinem aktuellen Produktivsystem mit Windows 10 zwei NVMe SSDs mit jeweils 3GB/s – dagegen fühlt sich auch so ein schnelles RAID Array, was durchweg über 200MB/s bei für Festplatten rekordverdächtigen Zugriffszeiten schafft, langsam an. Insgesamt bleibt es eine wirklich schöne und interessante Retro-Erfahrung.
Was steckt da genau drin:
- Gehäuse: ASUS
- Mainboard: ASUS A8N-SLI Premium
- CPU: AMD Athlon 64 FX-60 (Dual Core)
- RAM: 2x 2GB infineon PC3200 Reg. ECC
- Grafikkarte: 2x Gigabyte 9800GT Silent Cell
- Soundkarte: Creative XtremeGamer Fatal1ty Pro
- Fesplatte: 4x Western Digital Velociraptor 300GB (WD3000GLFS)
- SAS Controller: Adaptec ASR-3405
- Optische LW: Toshiba SD-M1712 (IDE) / Lite-ON LH-20A1H (IDE)
- Floppy: 3,5"
Gehäuseansichten
Systemaufbau